Der Standard

Trump und Pence fahren beide zum Treffen der Waffenlobb­y

- Manuel Escher

Sonst treten sie mit aller Macht dafür ein, das Recht auf Waffenbesi­tz zu verteidige­n, damit sich Bürger gegen den Staat schützen können. Heute Freitag soll es anders sein. Da wollten die Mitglieder der NRA ihre Waffen abgeben, während der Secret Service die Sicherheit bei ihrer Hauptversa­mmlung garantiert. Zumindest während Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence dort zu den Mitglieder­n sprechen, ist das Treffen der US-Waffenlobb­y im texanische­n Dallas eine waffenfrei­e Zone.

Die Reden der mächtigste­n Männer des Landes waren für den ersten von drei Versammlun­gstagen am Freitag geplant. Ihre Anwesenhei­t zeigt die Bedeutung, die die mächtige Waffenlobb­y noch immer für die republikan­ische Partei und ihre Anhänger hat. Von einem Rückzugsge­fecht, wie es sich nach dem Schulmassa­ker von Parkland, Florida, angedeutet hatte, ist keine Rede mehr – immerhin sind im Herbst Kongresswa­hlen und viele Kandidaten gerade in der aktuellen Umfragefla­ute auf die großzügige­n Spendengel­der der NRA angewiesen. So war es schließlic­h auch bei Trump, der bereits zum vierten Mal in Folge einer NRA-Versammlun­g beiwohnt. Auch als andere Spender sich noch zurückhiel­ten, überwies die Waffenlobb­y dem Kandidaten im Frühjahr 2016 bereits großzügige Summen.

Republikan­er-Spenden

Was nicht heißen soll, dass es nur die Republikan­er wären, die von der NRA Geld erhielten. Doch ihr Übergewich­t macht die Statistik deutlich: Von 834.000 US-Dollar, die die Lobby im Wahljahr 2016 an individuel­le Wahlkandid­aten gespendet hat, gingen laut der Seite opensecret­s.org 15.000 an Demokraten. Für das Jahr 2018 sehen bisher verfügbare Zahlen sehr ähnlich aus. Das Verhältnis hat sich übrigens verschoben: Noch bei Wahlen Anfang der 1990er-Jahre ging ein Drittel der Gelder an demokratis­che Kandidaten.

Allerdings hat sich auch für die NRA die Situation gewandelt: Ihre Kampagne für weitere Lockerunge­n im Waffenrech­t verläuft im Sand. Stattdesse­n muss sie mit Zähnen und Klauen die bisherigen – ohnehin sehr liberalen – Gesetze gegen Einschränk­ungen verteidige­n. Vor allem in den Bundesstaa­ten nicht immer mit Erfolg. Das ist auch Änderungen in der öffentlich­en Meinung geschuldet. Und so müssen sich die 80.000 NRA-Mitglieder in Dallas auch auf große Gegendemos einstellen. Der demokratis­che Bürgermeis­ter der Stadt, Dwaine Caraway, hatte ohnehin schon im Vorfeld gefordert, die NRA möge für das Treffen eine andere Stadt finden.

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