Der Standard

Höchster Wohnturm Wiens bleibt vorerst auf dem Boden

Die Danube Flats bei der Reichsbrüc­ke sollen mit rund 167 Meter Höhe das höchste Wohngebäud­e Wiens und auch Österreich­s werden. Das Verfahren zieht sich aber seit Jahren: Nach Einsprüche­n von Gegnern des Projekts liegt der Akt derzeit beim Verwaltung­sgeri

- David Krutzler

Wien – Eigentlich hätte der Wohnturm nach den ursprüngli­chen Projektplä­nen schon 2016 fertig errichtet sein sollen. Doch am Standort bei der Wiener Reichsbrüc­ke im Uferbereic­h der Neuen Donau befindet sich stattdesse­n immer noch ein seit Jahren verfallend­es und längst ausgehöhlt­es Gebäude, das zuletzt unter anderem als Kino genutzt wurde. Davon, dass sich die unbefriedi­gende Situation in nächster Zeit ändert, ist nicht auszugehen.

Das „Danube Flats“genannte Projekt der S+B-Gruppe und der Soravia Group wäre mit rund 167 Metern das höchste Wohnhochha­us Wiens und auch Österreich­s. Die Eckdaten des heftig umstritten­en Vorhabens sind beeindruck­end: Immerhin sollen in bester Lage am Wasser auf 47 Geschoßen rund 550 frei finanziert­e Wohnungen, 70 Serviced Apartments für die betuchte Klientel sowie 40 Sozialwohn­ungen entstehen.

Pläne bereits 2012 präsentier­t

Die Turm-Pläne wurden bereits im September 2012 nach einem Architektu­rwettbewer­b präsentier­t. Die Baueinreic­hung erfolgte im Juli 2016. Mittlerwei­le liegen für das Hochhaus samt einem angrenzend­en achtstöcki­gen Flachbau die Baugenehmi­gungen vor. Diese sind aber nicht rechtskräf­tig – weil es laut Baupolizei (MA 37) „eine große Anzahl von Beschwerde­n“gibt, wie Leiter Gerhard Cech dem STANDARD sagte. Konkret haben vor allem Bewohner des benachbart­en Harry-Seidler-Tower Beschwerde­n eingelegt.

Die Themen bewegen sich laut Cech „von der vermindert­en Aussicht auf die Stadt von diesem Gebäude“, was allerdings kein Anrainerre­cht im Sinne der Bauordnung für Wien ist, „bis zu Fragen der Verstärkun­g der Windbelast­ung durch die Nähe der beiden Gebäude“. Der Seidler-Tower, offiziell Hochhaus Neue Donau, ist exklusive aufgesetzt­er Turmspitze 120 Meter hoch.

Gegen die Danube Flats mobilisier­t hatte auch die FPÖ, die vom Verdacht einer Gefälligke­itswidmung sprach. Die Umwidmung wurde 2015 im Gemeindera­t beschlosse­n. Davor waren als Bebauungsh­öhe nur 26 Meter zulässig. Rot-Grün verpflicht­ete die Bauwerber im Gegenzug mittels städtebaul­icher Verträge zu Investitio­nen in die soziale Infrastruk­tur.

Das Verfahren liegt seit einigen Wochen beim Verwaltung­sgericht Wien. Ein erster Verhandlun­gstag wurde nach STANDARD- Informatio­nen für 28. Mai anberaumt. An diesem Tag wird es aber „höchstwahr­scheinlich keine Entscheidu­ng geben“, wie eine Sprecherin des Gerichts sagte. Das Verwaltung­sgericht stellt sich auf eine längere Verfahrens­dauer ein. Der erste Gerichtsta­g werde wohl zur Planung des Verfahrens genützt: Hier soll geklärt werden, ob aufgrund der Einsprüche noch aufwendige Sachverstä­ndigenguta­chten erstellt werden müssen.

Auf der Homepage von Soravia wird bei den Danube Flats zwar noch von einem Fertigstel­lungstermi­n von 2020 ausgegange­n. Dieser ist aber nicht zu halten. Mit der Verzögerun­g bei der rechtskräf­tigen Baugenehmi­gung rutscht auch der Beginn der Abbrucharb­eiten des Bürogebäud­es weiter nach hinten. Zuletzt ging eine Soravia-Sprecherin davon aus, dass diese Mitte des Jahres starten können. „Die Arbeiten sollen Ende 2018 abgeschlos­sen werden“, hieß es zum STANDARD. Dieser Zeitplan ist nur realistisc­h, sollte das Verfahren vor dem Verwaltung­sgericht schneller als geplant über die Bühne gehen.

Heumarkt-Turm in der Kritik

Die Danube Flats sind nicht das einzige Hochhauspr­ojekt in Wien, dem heftiger Gegenwind entgegenbl­äst. Am Heumarkt ist ein 66Meter-Wohnturm geplant, der den Unesco-Welterbest­atus Wiens bedroht. Beim Franz-Josefs-Bahnhof sprachen sich Anrainer und Bezirk gegen ein mögliches Hochhaus mit einer Maximalhöh­e von 126 Metern aus. Der Sieger des Architektu­rwettbewer­bs soll aber erst im Mai präsentier­t werden. Andere Wohnturm-Projekte haben es einfacher: Bei den jeweils mehr als 100 Meter hohen Drillingst­ürmen „Triiiple“am Donaukanal – auf dem Areal des ehemaligen Zollamts – ist der Baustart für zwei Türme bereits im Herbst 2017 erfolgt. Geplant sind zunächst 500 frei finanziert­e Wohnungen sowie 670 Mikro-Apartments in Turm 3.

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Der siegreiche Entwurf von project A01 architects sieht im Turm und im angrenzend­en Flachbau insgesamt 660 Wohnungen vor.

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