Klopps Dreizack fordert Reals Solitär
Das Finale der Champions League am 26. Mai könnte recht spektakulär werden. Titelverteidiger Real Madrid und Liverpool kassierten auf ihrem Weg nach Kiew 15 bzw. 13 Treffer, schossen aber auch 30 bzw. 40 Tore.
Rom – Jürgen Klopp blickte vergnügt in die rote Fankurve des Stadio Olimpico, die Lobgesänge auf seine Heldentat zauberten dem Schwaben ein Strahlen ins Gesicht. Wieder ein Endspiel mit dem ruhmreichen FC Liverpool, diesmal sogar in der Champions League – „King Klopp“war nach dem größten Erfolg seiner Amtszeit sichtlich gerührt.
„Das ist so unglaublich. Der Charakter, den wir gezeigt haben, der Fußball, den wir gespielt haben – das Finale ist zu 100 Prozent verdient“, sagte der 50-Jährige nach dem 2:4 beim AS Roma, das nach dem 5:2 aus dem Heimspiel gereicht hatte. „Ein unfassbares Duell. Wie ging es noch mal aus?“, fragte Klopp rhetorisch – 7:6 alles in allem. Vielversprechend jedenfalls, zählt man das 4:3 dazu, das Real Madrid gegen den FC Bayern für das dritte Finale en suite qualifizierte.
„Wir werden bereit sein“, sagte Klopp zum 26. Mai, an dem Real zum 13. Mal den Titel (inklusive Meistercup) holen will. Klopp: „Sie sind erfahren und wir nicht. Wir werden brennen, denn es ist viel schöner, ein Finale zu gewinnen.“Viermal gewannen die Reds den Meistercup. Und 2005 die Champions League. Noch fehlt dem Trainer der Sieg in einem großen Finale. Mit Dortmund verlor er 2013 das Endspiel der Champions League, mit Liverpool 2016 jenes der Europa League. Jetzt hat er aber das, was die Marca in Anlehnung an das einst legendäre Gespann aus Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar Dreizack nennt. Der Ägypter Mohamed Salah, der Brasilianer Roberto Firmino (je 10) und der Senegalese Sadio Mané (9) liegen in der Schützenliste der Königsklasse allesamt unter den besten Vier (und natürlich alle hinter Reals 15-mal erfolgreichem Solitär Cristiano Ronaldo). Mit ihren 29 Treffern sind sie das erfolgreichste Trio der Champions-League-Geschichte.
Gegen Roma netzte nur Mané. Und die späten Gegentreffer durch den Belgier Radja Nainggolan fühlten sich für Klopp an „wie Zahnweh. Das braucht kein Mensch.“„Langweilig können wir es wohl nicht“, sagte sein Kapitän Jordan Henderson. Die Niederlage sei „natürlich eine Enttäuschung“gewesen, aber „es ging nur darum, den Job zu erledigen. Das ist uns gelungen.“
Für Routinier James Milner war dafür vor allem Klopp verantwortlich. Er sei schließlich „für die Art und Weise unseres Spiels“zuständig, und er habe dem Team trotz des Abgangs des Brasilianers Philippe Coutinho (nach Barcelona) den Glauben an die eigene Stärke eingeimpft. „Madrid hat unglaubliche Spieler“, sagte Milner, „aber die haben wir auch.“
Deshalb ist es gar nicht so sicher, dass Real die Revanche für 1981 gelingen wird. Damals besiegten die Reds im Endspiel die Spanier 1:0. Es war die bisher letzte Niederlage der Königlichen im Finale der Königsklasse.
Drei Jahre später hatte Liverpool dem AS Roma das bisher einzige Meistercup-Endspiel ausgerechnet in Rom und erst im Elfmeterschießen verpatzt. Die Revanche, so die Lesart der enttäuschten Giallorossi, haben vor allem der slowenische Schiedsrichter Damir Skomina und dessen Team vereitelt. „Es waren zwei Elfmeter, die uns nicht gegeben wurden“, sagte Roms spanischer Sportdirektor Monchi. „Die Roma wäre mit dem Video-Assistant-Referee im Finale“, schrieb die Zeitung La Repubblica. (APA, sid, lü)