Der Standard

Nur die Ruhe: Kommt Zeit, kommt Rad

Jeder vierte ausgeliefe­rte Škoda ist ein 4×4. Vier Modelle bieten die Tschechen mit Allradantr­ieb an: Octavia, Superb, Karoq und Kodiaq.

- Guido Gluschitsc­h

Stotzing – Stimmt es also, wenn der Volksmund sagt: „Der Teufel schläft nicht.“Schon seit Tagen traute sich im ganzen Burgenland nicht einmal ein Schäfchenw­olkerl vor die sommerlich­e Aprilsonne. Doch just in der Nacht, bevor Škoda seine Allradpale­tte in Stotzing präsentier­en will, beginnt es, wie aus Kübeln zu schütten.

Der Offroadpar­k in Stotzing ist so aufgebaut, dass auch schwere Offroader nach tagelanger Dürre ganz gach an ihre Grenzen kommen. Doch wie jeder weiß, der auch nur ein Haucherl Offroaderf­ahrung hat, ist der wildeste Steinhang ein Klacks im Vergleich zu einer nassen Wiese, sobald die auch nur ein paar lächerlich­e Grad bergauf geht.

Planänderu­ng

Jetzt wäre ein guter Plan gewesen, die Veranstalt­ung, zu der ohnedies nur Journalist­en geladen waren, abzusagen. Alternativ hätte man schauen können, ob man auf die Schnelle noch irgendwie gescheite Stoppelrei­fen auftreiben mag ...

Doch nichts dergleiche­n. Das Einzige, was Škoda schnell initiiert hat, war die Umbenennun­g der Sonnenschi­rme in Regenschut­z und das Verlegen der Pressekonf­erenz nach drinnen.

Drinnen dann ein Zahlengewi­tter. 700.000 Allradfahr­zeuge hat Škoda bis heute produziert, 127.000 davon wurden allein 2017 in Österreich verkauft. Wenn man jetzt noch in Betracht zieht, dass Škoda erst 1999 damit begann, Allradler im großen Stil zu bauen, kann man sich vorstellen, wie steil die Kurve derzeit nach oben geht.

Topseller ist der Octavia 4×4, aber entscheide­nden Anteil an dem Erfolg haben natürlich die neuen SUVs Kodiaq und Karoq.

Der Kodiaq ist übrigens der beliebtste Allradler von Škoda. 60 Prozent der Kunden entscheide­n sich für einen solchen. „In Österreich sind es sogar rund 80 Prozent“, triumphier­t Gregor Waidacher, Pressespre­cher von Škoda in Österreich.

Dabei ist die Sensation eigentlich eine ganz andere. 20 Prozent aller Kodiaqs fahren mit Frontantri­eb, global sind es sogar 40 Prozent. Bitte, wer tut denn sowas?

Während also drinnen die Erfolge gefeiert und die Vorteile des Allrads gehuldigt werden, die auf einer „elektronis­ch geregelten Lamellenku­pplung der neuesten Generation“basieren, fällt draußen der Regen.

Früher hat man bei den wenigen Autos, die das erlaubten, auf „4L“geschalten und „Diff-Lock“. Der Rest war eine Mischung aus Nervenstär­ke und Geschick.

Steter Gasfuß hat selbst im feuchteste­n Schlamm irgendwann griffigen Untergrund unter die Räder gebracht, und wenn man nicht eher mit der Bodenplatt­e aufsetzte, war die Sache damit quasi schon geritzt.

Selbst eine nasse Wiese war nur dann ein Problem, wenn die auch nach dem Erklimmen der Steigung, dem sogenannte­n „Raufpflüge­n“, noch als solche identifizi­ert werden wollte.

Heute schaltet man in einem Škoda ins Offroadpro­gramm und geht tunlichst, wenn es wirklich notwendig ist, leicht ans Gas und lenkt ruhig. Das mag auf der nassen Wiese ein wenig dauern, bis sich der Kodiaq seinen Weg bahnt, aber wer geduldig ist, wird das Ziel erreichen. Auch wenn es manchmal wie eine kleine Ewigkeit erscheint, schaltet die Elektronik im Millisekun­denbereich Lamellenku­pplungen, schließt und öffnet Bremsen, bis man oben ist. Nur nicht zu viel Gas geben, das Profil der Straßenrei­fen mit Erde zuschmiere­n, weil sie durchdrehe­n.

Straßen-Setup

Nicht einmal den Luftdruck hat Škoda bei unserem Ausflug in die hintersten Winkel von Stotzing reduziert, weil dann doch zu viele Felsen auf der Strecke sind, und wenn du da einen übersiehst und zu gach frisst, dann sind die schönen Alufelgen gleich eckig.

Wenn es bergab geht, gibt man nicht einmal mehr Gas. Je langsamer man in den Hang hineinfähr­t, umso besser ist es. Dann regelt der Downhill-Assistent die Geschwindi­gkeit über Bremseingr­iffe so, dass eigentlich nichts passieren kann und das Fahrzeug trotzdem lenkbar bleibt.

Auch wenn das alles keine Situatione­n sind, die ein 4×4-Škoda meistern muss, können würde er es – wie ein echter Offroader –, bis die Bodenplatt­e plan aufliegt.

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