Elon Musk und die Mühen der Ebene
Genervter Tesla-Chef verschreckt Anleger
San Francisco – Elon Musks Spezialität sind brillante Visionen – zum Beispiel über die Zukunft der Mobilität im Himmel und auf Erden. In Windeseile durch Röhren flitzende Reisende, in den wundersamen, endlosen Weiten des Weltalls urlaubende Menschen gehören ebenso dazu wie supersaubere Energie, erzeugt in riesigen Solarfarmen – beispielsweise auf Hawai.
Das Beste aber an all den Ideen des 46-jährigen Milliardärs ist vermutlich der Tesla 3. Keine Vision, sondern Realität: Schicke E-Mobilität für Otto Normalverbraucher. Mit einem Basispreis ab 35.000 Dollar (gut 29.000 Euro) leistbar für all jene, die schon mit Model S und X geliebäugelt hatten und vor dem Preis zurückgeschreckt sind.
Es wäre alles so schön, wären da nur nicht die Mühen der Ebene. Und die werden schön langsam lästig. In Zahlen gefasst lauten sie so: Im abgelaufenen Quartal fiel bei einem Umsatz von 2,74 Milliarden Dollar ein Rekordverlust von 710 Millionen Dollar an. Dabei dachte man bereits im vierten Quartal mit dem damaligen Minus von 675 Millionen Dollar (547,09 Millionen Euro) – mehr als fünfmal so hoch wie vor Jahresfrist – sei der Plafond erreicht. Noch vor wenigen Monaten war das für Analysten auch keine Hiobsbotschaft: Sie hatten mit Schlimmerem gerechnet.
Dieses Mal wollte der eine oder andere es genauer wissen und stellte ganz irdische oder nach Elon Musks Geschmack vielmehr unterirdische Fragen. Über Bestellungen des neuen Model 3 oder den weiteren Kapitalbedarf. Immerhin fallen derzeit je Fahrzeug noch über 22.000 Dollar operativer Verlust an. Analysten, die sich für derlei Kinkerlitzchen interessierten, schnauzte Musk entnervt an: „Diese Fragen sind so trocken. Die machen mich fertig.“Für manche hat der Tausendsassa es damit verbockt. Auch wenn es für das Model 3 mehr als 450.000 Reservierung gibt, machte die Ansage, in der zweiten Jahreshälfte solle es ja ohnehin Gewinn abwerfen, viele von ihnen diesmal auch nicht mehr froh. So manch einer beförderte seine Anteilscheine aus dem Portfolio. Tesla kostete das zwei Milliarden Dollar (1,7 Mrd. Euro) Börsenwert auf einen Schlag.
Die Harmonie zwischen dem Visionär und manchen seiner bislang geduldigen und überwiegend getreuen Investoren scheint etwas getrübt. Mag sein, dass Musks jüngstes Eingeständnis, er habe so manches bei der Produktion des Models 3 falsch eingeschätzt, ihr Quäntchen dazu beitrugen. Die Rede war von Problemen bei der Automatisierung. Offenbar müssen auch Mensch und Roboter erst lernen zu harmonieren. (rebu)