Cambridge Analytica sperrt zu
Kritiker fürchten Fortsetzung der Arbeit bei neuer Firma
Cambridge – Von bis zu 87 Millionen Facebook-Mitgliedern wurden illegal Profildaten abgegriffen. Der Skandal hat nicht nur Facebook für seinen laxen Umgang mit der Privatsphäre der Nutzer viel Kritik eingebracht, sondern auch ein anderes Unternehmen ins Zentrum der Wahrnehmung gerückt: Cambridge Analytica. Über die Auswertung nach einem psychologischen Modell nutzte man die mithilfe eines Professors der Cambridge University gewonnenen Informationen, um im US-Wahlkampf 2016 gezielt Nutzer anzusprechen, die empfänglich für die Botschaften von Donald Trump sein könnten.
Nach Enthüllungen von Christopher Wylie und einer anderen Ex-Mitarbeiterin von Cambridge Analytica folgten Konsequenzen. Facebook warf die Firma von seiner Plattform, zahlreiche Kunden kündigten die Zusammenarbeit auf, die Kosten für die juristische Vertretung explodierten. Auch ein Wechsel an der Spitze des amerikanisch-britischen Datenanalysespezialisten und Beteuerungen, dass stets alles in legalem Rahmen abgelaufen sei, halfen nicht. Cambridge Analytica hat nun Bankrott angemeldet und seine Schließung angekündigt.
Emerdata Limited
Dass mit dem Ende des Firmenbestands auch die fragwürdigen Praktiken nicht mehr gepflegt werden, ist damit aber nicht gesagt. Denn eine Reihe von Führungskräften hat nun bei Emerdata Limited angeheuert. Auch dabei handelt es sich um eine Firma, die sich auf Datenanalyse spezialisiert. Sie existiert seit August 2017 und wurde von der SCL Group gegründet, unter deren Dach auch Cambridge Analytica firmierte. Der Firmensitz befindet sich an jener Adresse, die auch für die US- Abteilung von Cambridge Analytica angegeben war.
Denn dort sitzen einige schon bekannte Namen, schreibt das News-Portal Meedia. Darunter etwa die Investoren Jennifer und Rebekah Mercer, Töchter des Milliardärs Robert Mercer, der sowohl den Wahlkampf von Trump, das rechtsextreme Medium Breitbart als auch Cambridge Analytica mitfinanziert hat. Ebenfalls an Bord ist Alexander Nix, einstiger Chef von Cambridge Analytica, der zurücktrat, nachdem er von Journalisten dabei überführt wurde, wie er fragwürdige Methoden wie Erpressung als Dienstleistung anpries. Mit Alexander Tayler ist auch der ehemalige Chef der SCL Group bei Emerdata an Bord.
Kritiker besorgt
Die Aufstellung bereitet Beobachtern Sorge. Es wird befürchtet, dass Emerdata letztlich dort weitermachen wird, wo Cambridge Analytica aufgehört hat. Ein Grund dafür ist, dass die Verantwortlichen hinter der Datenaffäre bis zuletzt keine Reue erkennen ließen. Schuld an der Pleite von Cambridge Analytica sei nicht die Geschäftspraxis des Unternehmens, sondern die Berichterstattung. Die Medien hätten unfair über die Angelegenheit berichtet und somit den massiven Kundenschwund und den Verlust von Arbeitsplätzen zu verantworten, heißt es in einer Aussendung.
Während sich Mark Zuckerberg einem Hearing des US-Kongresses gestellt hat, lehnte Ex-CambridgeChef Nix eine Einladung ins britische Parlament ab. Der Chef des Untersuchungsausschusses, Damian Collins, fordert, dass die Schließung der Firma nicht dazu führen dürfe, dass sie ihre Daten lösche und somit Spuren verwische. (gpi)