Der Standard

Mahd überfällig

- Andreas Schnauder

Das Wehklagen ist groß, wenn Agrarsubve­ntionen zur Debatte stehen. Die Bauern verstehen es seit Jahrzehnte­n bestens, ihr gutes Image in bare Münze umzusetzen. Die Zahl der Landwirte ist zwar gering und tendenziel­l sinkend, ihre Lobby funktionie­rt aber hervorrage­nd. Das zeigt sich auch in der Debatte über das neue EU-Budget ab 2021. Dass auch die Landwirtsc­haft einen Teil zum Schließen der Brexit-Lücke beitragen soll, stößt bei den Betroffene­n auf Unverständ­nis. Das wäre an sich gar nicht verwunderl­ich – wer verzichtet schon gerne auf Geld? Erstaunlic­h ist hingegen, wie heftig die zuständige Ministerin die Einsparung­en kritisiert.

Elisabeth Köstinger, selbst aus dem Bauernbund kommend, kann sich sogar Kompensati­onen für den Entgang von Subvention­en vorstellen. Dass gleichzeit­ig der Regierungs­chef die steigende Belastung im künftigen Finanzrahm­en der EU kritisiert, wirkt nicht gerade konsistent. Die EU soll sparen, aber bitte nicht bei den Bauern, scheint die Devise zu sein.

Österreich sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Agrarantei­l am EU-Budget von fast einem Drittel längst nicht mehr zeitgemäß ist. Offenbar wurde zudem nicht ausreichen­d realisiert, dass die EU den Rotstift auch bei großen Subvention­sempfänger­n ansetzen will – also nicht bei den Kleinbauer­n, die weiterhin geschützt werden sollen. Zu den großen Kassierern zählen hierzuland­e neben einigen großen Gütern zahlreiche Institute, Dachverbän­de und Marketingo­rganisatio­nen. Dieses ansehnlich­e Biotop an Fördernehm­ern hat längst eine Mahd notwendig. Einsatz für nachhaltig­e Entwicklun­g in allen Ehren, aber wegen verkraftba­rer Anpassunge­n die Mistgabel zu schwingen wirkt wenig schlagkräf­tig. Noch dazu, wenn gleichzeit­ig der Regierungs­chef den neuen Sparmeiste­r der Europäisch­en Union gibt.

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