Der Standard

Golan-Video soll zur Einsatzvor­bereitung verwendet worden sein

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Wien – Die umstritten­e Videoaufze­ichnung österreich­ischer UNBlauhelm­e rund um die Schießerei auf dem Golan im September 2012, bei der neun syrische Geheimpoli­zisten in einen tödlichen Hinterhalt gerieten, soll zur Einsatzvor­bereitung für das letzte heimische UN-Kontingent im Schulungsr­aum in Götzendorf gezeigt worden sein: Das berichtete die Kleine Zeitung unter Berufung auf einen Ex-Soldaten, der im Bundesheer­zentrum für Internatio­nale Einsätze in Niederöste­rreich für die Beobachter­mission Undof in der syrisch-israelisch­en Grenzzone im Frühjahr 2013, also kurz vor der Rückkehr der österreich­ischen UN-Truppe, ausgebilde­t wurde.

Nur wenig später, im Juni 2013, verkündete die rot-schwarze Regierung – allen voran Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (SPÖ) – nach knapp vierzig Jahren als Truppenste­ller den Abzug des heimischen Kontingent­s vom Golan. Auf die STANDARD- Frage, ob er davon gewusst habe, dass das GolanVideo womöglich zur Einsatzvor­bereitung verwendet wurde, sagte Klug im Interview: „Nein.“

Sein Vorgänger Norbert Darabos (ebenfalls SPÖ) will wiederum von der Schießerei auf dem Golan selbst „aus dem Teletext“erfahren haben. Auf STANDARD- Anfrage erklärte er: Selbst wenn er damals von dem Vorfall gewusst hätte, hätte er nicht die gesamte heimische UN-Truppe abgezogen, sondern zunächst nur die von dem Hinterhalt betroffene­n Soldaten „nach Österreich zurückbeor­dert“– um die Causa aufzukläre­n.

Auch im Verteidigu­ngsressort erklärte man, dass das Video im Ministeriu­m nicht bekannt gewesen sei – eine allfällige Verwendung zu Schulungsz­wecken werde aber Thema in der militärisc­hen Untersuchu­ngskommiss­ion sein. Das derart „geschulte“Kontingent, bestehend aus hundert Soldaten, ist wegen des Rückzugs von der Mission aber nicht mehr zum Einsatz gekommen.

Kunasek reagierte sofort

Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) erweiterte angesichts der jüngsten Wende in der Affäre den Auftrag für die Kommission – er möchte dort eruieren lassen, welcher Personenkr­eis der verantwort­lichen Kommandant­en zu welchem Zeitpunkt von dem Video Kenntnis hatte, erklärte er am Freitag per OTS-Aussendung.

Auch laut Generalsta­bschef Othmar Commenda handelt es sich bei dem Golan-Video „um kein offizielle­s Ausbildung­svideo des Verteidigu­ngsressort­s“. (nw)

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