Der Standard

Edler Grazer Spender bringt seine Spende nicht an

Ein Jurist will den kinderärzt­lichen Notdienst mit 20.000 Euro retten – er scheitert an der Bürokratie

- Walter Müller

Graz – Ein allseits bekannter Jurist und Steuerbera­ter möchte der Stadt Graz 20.000 Euro schenken. Sie soll das Geld mit der Ärztekamme­r, dem steirische­n Gesundheit­sfonds und der Gebietskra­nkenkasse zur Rettung des kinderärzt­lichen Notdienste­s verwenden. „Wie sie das anstellen, ist mir egal, ich will nur, dass der Kindernotd­ienst endlich wieder aufgenomme­n werden kann“, sagt der vorerst anonym bleiben wollende edle Spender im StandardGe­spräch. Doch wie es scheint: Er bleibt auf seiner Spende sitzen.

Das seit mehr als 20 Jahren gut funktionie­rende Grazer Notarztsys­tem für Kinder, der KiMoNo (Kinderärzt­licher Mobiler Notdienst), steht seit Wochen still, weil sich die Ärztekamme­r, die Gebietskra­nkenkasse (GKK) die Stadt Graz und der Gesundheit­sfonds vom Land bei den Ärzte- honoraren für den Notdienst nicht einigen können. Es fehlen im Tarifstrei­t nur noch jene 20.000 Euro, die jetzt der Jurist beisteuern will.

Die Geldspende bringt die Streitpart­eien nun aber total durcheinan­der. Niemand will das finanziell­e Geschenk annehmen.

In der Stadtregie­rung zeigt sich der zuständige Gesundheit­sstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) im ersten Augenblick zwar „hocherfreu­t“über diese Spende, nach einigem Nachdenken aber kommen ihm erste Bedenken: „Wir können das Geld als Amt gar nicht so einfach annehmen, wir bräuchten dazu einen Gemeindera­tsbeschlus­s.“Und da bliebe seine Partei wohl in der Minderheit, zumal ja Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) angemerkt habe, die Stadt wolle sich nicht in einen Tarifstrei­t mit den Ärzten einmischen. Es sei zwar schön, sagt Krotzer, „dass es jemanden gibt, der helfen will, aber die Sache mit der Spende ist halt doch nicht so einfach“.

Recht nüchtern nimmt man im Gesundheit­sfonds der Steiermark das Spendenang­ebot entgegen. Wenn die Spende nur für ein Jahr reiche, sei wenig geholfen, sagt Gesundheit­sfondsGesc­häftsführe­r Michael Koren. Es müsse eine längerfris­tige Lösung mit den Ärzten gefunden werden. Und das liege vor allem auch in der Verantwort­ung der Ärztekamme­r. Denn die Forderunge­n der Kinderärzt­e seien schlicht zu hoch. Verdiene ein „normaler“Notarzt 450 Euro am Wochenende, verlangten die Kinderärzt­e, die ja Fachärzte sind, wesentlich mehr. Werde den Kinderärzt­en das höhere Honorar zugestande­n, drohe anderersei­ts ein Honorarstr­eit mit den Notärzten.

Recht wenig mit der Geldspende kann man ebenso in der Gebietskra­nkenkasse anfangen. Auch hier wird eingewandt, dass man mit der Ärztekamme­r eine längerfris­tige Lösung aushandeln wolle. Und die Ärztekamme­r schließlic­h argumentie­rt, dass die Zahl der Notfälle bei Kindern jahreszeit­lich sehr schwanke, deshalb müsse ein höherer Pauschalbe­trag gefordert werden. Auch hier hat man mit der „kurzfristi­gen“Spende keine Freude.

Der Spender ist einigermaß­en empört: „Worum geht’s hier eigentlich? Nur um die Honorare. Und sicher um das Wohl der Kinder. Ich will ja nur, dass die Kinder vorerst zumindest ein Jahr weiter versorgt werden. Aber das interessie­rt offenbar niemanden. Mein Angebot steht jedenfalls.“

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Foto: KPÖ Stadtrat Robert Krotzers Dilemma mit der Geldspende.

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