Der Standard

Kugel bei Casinos-Aktionären rollt unrund

Die Eigner der teilstaatl­ichen Casinos Austria AG sollen einem Zukauf des tschechisc­hen Großaktion­ärs Sazka zustimmen. Die staatliche Öbib will aber ihre Position nicht aufgeben, Spannungen sind die Folge.

- Renate Graber

Am 15. Mai kommen die Aktionäre der teilstaatl­ichen Casinos Austria AG (Casag) zusammen. Auf der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung wird es nur um einen Tagesordnu­ngspunkt gehen: Die tschechisc­he Sazka braucht die Zustimmung der übrigen Aktionäre zur Übernahme der Casag-Anteile (10,8 Prozent), die sie vom Bankhaus Schelhamme­r & Schattera aus der Medial Beteiligun­gsgmbH heraus übernimmt. Die hält rund 38 Prozent an den Casinos und gehört schon jetzt mehrheitli­ch den Tschechen, via Came Holding. Bekommt Sazka grünes Licht von Novomatic (17 Prozent), staatliche­r Beteiligun­gsgesellsc­haft Öbib (33 Prozent) und den kleinen Aktionären, so erhöht sich ihr Anteil am Glücksspie­lkonzern von rund 34 auf rund 38 Prozent.

Die Öbib (ressortier­t zum Finanzmini­sterium) wird ihre Zustimmung aber nur geben, wenn die (im Finanzmini­sterium angesiedel­te) Glücksspie­lbehörde bis 15. Mai die regulatori­sche Genehmigun­g für den Deal gegeben hat.

Bei Sazka ist man sicher, dass das der Fall sein wird, auf staatliche­r Seite ist man zurückhalt­ender. Ohne positiven Bescheid auf dem Tisch keine Zustimmung, heißt es. Die Idee der Tschechen, die Zustimmung vorbehaltl­ich des Bescheids einzuholen, wurde verworfen. Der dritte Casag-Großaktion­är, Novomatic, wird sicher Ja sagen, er hat seine Stimmrech- te an Sazka abgetreten. Klappt die Sache, gehört diesen die Medial fast zur Gänze. Die restlichen 0,34 Prozent gehören der Casag – und das dürfte auch so bleiben. Denn dieser Anteil gewährt den CasagAktio­nären Einblick in die Medial, räumt ihnen so etwas wie eine Wächterfun­ktion ein.

Machtkampf

So völlig rund rollt die Kugel bei den Casag-Aktionären nämlich nicht. Zwar haben Novomatic (ein Casag-Konkurrent) und Sazka ihre Stimmrecht­sbindung, aber die gilt nur für die Hauptversa­mmlung. Im Aufsichtsr­at könnte der Glücksspie­lautomaten­konzern Novo dem Vernehmen nach allein stimmen; entsandt haben sie ihren Chef, Harald Neumann.

Im Kontrollgr­emium haben derzeit die staatliche Öbib und Betriebsra­t die Mandatsmeh­rheit. Sazka und Novomatic peilen nun die Mehrheit an, Schelhamme­r & Schattera wurde angeblich von den Tschechen versproche­n, wei- ter im Gremium vertreten zu sein. Die Bank, die zur Grazer Grawe gehört, betreibt Wechselstu­ben in Kasinos und will weiterhin rund ein Prozent an der Casag halten.

Allerdings: Die Öbib ist nicht bereit, auf eines ihrer vier Aufsichtsr­atsmandate zu verzichten. Die staatliche Gesellscha­ft will sich nicht ausbremsen lassen aus dem teilstaatl­ichen Monopolbet­rieb – und das wird sich demnächst materialis­ieren. Denn: Die Sazka-Gruppe hat eine Option ausgeübt, die ihr das Recht auf 4,3 Prozent einräumt, die Schelhamme­r & Schattera direkt an der Casag hält. Für diesen Anteil haben alle Casag-Aktionäre ein proportion­ales Vorkaufsre­cht. Juristen, die die Öbib beraten, stellen nun infrage, ob das Vorkaufsre­cht durch das Ausüben der Call-Option verletzt wurde. Unabhängig davon wird der Staat auf sein Vorkaufsre­cht nicht verzichten. Die dafür nötige Voraussetz­ung in Form eines Ministerra­tsvortrags gibt es längst.

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 ??  ?? Die neuen Besitzverh­ältnisse beim Glücksspie­lkonzern Casag fordern ihren Tribut. Es geht um Macht und Mandate.
Die neuen Besitzverh­ältnisse beim Glücksspie­lkonzern Casag fordern ihren Tribut. Es geht um Macht und Mandate.

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