Der Standard

Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn drohen 25 Jahre Haft

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Berlin – Man hatte schon länger nichts mehr von Martin Winterkorn gehört. Zuletzt hatte der ehemalige VW-Chef bei seinem Rücktritt im Herbst 2015 und dann noch einmal im Jänner 2017 vor einem Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags erklärt, er habe in seiner Zeit als VW-Chef (2007 bis 2015) nichts von den Abgasmanip­ulationen gewusst. Ansonsten lebt der mit einer üppigen Pension Ausgestatt­ete zurückgezo­gen.

Doch nun dürfte er Anwälte bemühen, die sich auch in Fragen des Auslieferu­ngsrechts auskennen. Denn das US-Justizmini­sterium beschuldig­t den ehemaligen „Mister Volkswagen“der Mittätersc­haft im Abgasskand­al. Das geht aus einer erweiterte­n Anklagesch­rift hervor, die das zuständige Gericht in Detroit veröffentl­ichte .

US-Justizmini­ster Jeff Sessions äußerte sich persönlich und warnte: „Wenn man die Vereinigte­n Staaten zu betrügen versucht, dann wird man einen hohen Preis zahlen.“Der Anklage zufolge hat sich das „Komplott“zum Umgehen der US-Gesetze über „den ganzen Weg bis zur Spitze des Unternehme­ns“erstreckt.

Sie alle hätten „bewusst und absichtlic­h Betrug begangen“, um die US-Abgasvorsc­hriften zu umgehen. Winterkorn, so der Vorwurf, war schon im Mai 2014 in einem internen Memo über den Einsatz der Manipulati­onssoftwar­e informiert worden. Im Falle einer Verurteilu­ng drohen dem 70-jährigen Winterkorn bis zu 25 Jahre Haft.

Keine Auslieferu­ng geplant

Doch dass es dazu kommt, ist eher unwahrsche­inlich. Um einer Verhaftung zu entgehen, darf Winterkorn nicht mehr in die USA einreisen. Der ehemalige VW-Manager Oliver Schmidt hatte dies getan, er war nach einem Winterurla­ub in Florida verhaftet worden und wurde später zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Eine Auslieferu­ng an die USA muss Winterkorn nicht fürchten, da Deutschlan­d keine eigenen Staatsange­hörigen an andere Länder ausliefert. Allerdings muss Winterkorn gut überlegen, in welche Länder er fährt. Manche liefern auf Wunsch der USA aus. In Deutschlan­d ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig gegen 39 Beschuldig­te. Der Betrugsver­dacht richtet sich auch gegen Winterkorn. (bau)

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