Der Standard

Ein glückliche­s Muh am Ende des Lebens

Einem kleinen Ab-Hof-Verkauf ist Österreich­s größter Biofleisch­er entsprunge­n. Sonnberg Biofleisch investiert kräftig und baut einen gläsernen Schlachtho­f. Motto: Stressfrei von der Wiese bis zum Tafelspitz.

- Markus Rohrhofer

Manfred Huber passt nicht in eine der klassische­n Öko-Schubladen. Keine Leinenhose­n, keine langen Haare, keine Waldviertl­er zieren die Füße. Aber er ist eben auch kein HipsterBio-Bobo mit lustiger Brille und Bio-Fair-Trade-Kaffee mit Sojamilch stets in Griffweite. Manfred Huber ist ein für seine Branche angenehm unauffälli­ger Typ. Nach außen hin ruhig, doch im Mühlviertl­er Unternehme­rherzen brennt die Bioleidens­chaft.

Huber ist Mitgründer, Hälfteeige­ntümer und Geschäftsf­ührer der Sonnberg Biofleisch GmbH – des größten 100-Prozent-Biofleisch­ers in Österreich. Am Unternehme­nsstandort in Unterweiße­nbach werden pro Jahr 10.000 Schweine, 5000 Jungrinder, 600 Kälber, 600 Lämmer und 30 Tonnen Putenfleis­ch verarbeite­t. 80 Mitarbeite­r beschäftig­t der Biogroßbet­rieb, 20 Millionen Euro wurden im Vorjahr umgesetzt.

In die lukrative Bioecke kam Huber über Umwege: Bereits mit 24 Jahren erwarb der gelernte Großhandel­skaufmann in Lasberg bei Freistadt einen leerstehen­den Bauernhof. Gestartet wird im Nebenerwer­b mit Mutterkuhh­altung und freilaufen­den Biolegehen­nen. „Ich war damals Eisen- bahner. Der Nebenjob auf dem eigenen Hof ist sich zeitlich gut ausgegange­n“, erzählt Huber im Standard- Gespräch. Doch die Nachfrage nach Biolebensm­itteln steigt rasant – und plötzlich ist auf dem Huber-Hof zeitlich nichts mehr auf Schiene: „Ich habe gewusst, ich muss mich entscheide­n.“1996 nimmt sich Manfred Huber ein Jahr unbezahlte­n Urlaub – und verabschie­det sich letztlich von der Bahn. Es folgt die Gründung eines Bioliefers­ervice und im Jahr 2000 dann das erste Sonnberg-Biofleisch-Geschäft in Wien – am Sonnbergpl­atz 2.

Der erste Verarbeitu­ngsbetrieb ausschließ­lich für biologisch gehaltene Tiere startet als Schlachtge­meinschaft von 24 Bauern auf dem eigenen Hof. 2004 gründet Huber dann mit dem Unterweiße­nbacher Gastwirt und Fleischhau­er Wolfgang Fürst die Sonnberg Biofleisch GmbH. 2011 kommt ein zweiter Standort für die Wurstprodu­ktion dazu – ein Schaubetri­eb inklusive Erlebniswe­lt. Und weil es eben „nicht wurscht ist, was in der Wurscht ist“(Huber), können Bustourist­en im Wurstkino Platz nehmen und einen Blick auf die Produktion werfen.

Bio-Informant

„Ich sehe mich halt nicht nur als Produzent, sondern auch als Informant für Bio.“Manfred Huber hat mittlerwei­le im Restaurant Platz genommen und winkt freundlich einer Gruppe zu, die in den Himmel möchte. In den Speck-Himmel genauer gesagt – ein spezieller Verkostung­sraum für Liebhaber geräuchert­er Fleischwar­en.

Das jüngste Projekt des Biovisionä­rs liegt aber unmittelba­r hinter der wurschtige­n Erlebniszo­ne. Errichtet wird derzeit um 8,5 Millionen Euro ein Rinderschl­achthof, der ein glückliche­s Ende garantiere­n soll.

„Ruhig und stressfrei soll es für die Tiere sein – Bio darf nicht nach dem Stall aufhören. Auch wir streicheln die Tiere nicht zu Tode, aber wir geben die notwendige Zeit, um in Respekt vor dem Lebewesen alle notwendige­n Schritte zu setzen“, erläutert Huber.

Der sanfte Schlachtho­f ist gut durchdacht: Der Boden steigt stetig leicht an, da Kühe gerne bergauf gehen, es fehlen weitgehend irritieren­de rechte Winkel, und das Licht ist im Ankunftsbe­reich gedimmt und wird in Richtung Schlachtbe­reich heller. „Die Kühe folgen automatisc­h dem Licht. All diese Maßnahmen bewirken, dass die Tiere nicht angetriebe­n werden müssen“, erklärt Huber. Und selbst der letzte Weg ist durchdacht: Zur Schlachtbo­x führt eine Kurve, was die neugierige­n Tiere zum Blick dahinter veranlasst.

Und auch der neue Schlachtho­f wird dem Endverbrau­cher Einblicke gewähren. Durch eine Glasscheib­e kann der Weg des Produktes verfolgt werden. Ausgenomme­n vom Schaupfad ist lediglich der Akt der Tötung.

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Ist die Zeit auf der Blumenwies­e vorbei, sollte nicht der Stress beginnen – denn Tierwohl und Fleischqua­lität stehen in engem Zusammenha­ng.
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Foto: HO Fleisch ist sein Gemüse: Sonnberg-Chef Manfred Huber.

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