Der Standard

Brüderpaar entwickelt kompostier­bare Möbel

Möbelbau geht auch ohne Gift, zeigen Feldkirche­r Tischler mit einer Neuentwick­lung

- Jutta Berger

Feldkirch – Wolfgang und Christoph Mähr, der eine Innenarchi­tekt, der andere Tischlerme­ister, bauen Möbel aus Passion. Die Brüder sind Tüftler. Seit fünf Jahren arbeiten sie sich an die Verwirklic­hung ihrer Idee, der Produktion kompostier­barer Möbel, heran. Möglichst ökologisch produziere­n, das ist ihre Devise, seit sie den väterliche­n Betrieb übernommen haben. Sie verwenden im Möbelbau am liebsten Vollholz, wenn das nicht geht, Kompaktpla­tten aus Recyclingp­rodukten.

„Wir möchten aber ein Produkt auf den Markt bringen, das überhaupt keine Spuren hinterläss­t, das kompostier­bar ist“, skizziert Wolfgang Mähr die Idee. Erstes Ergebnis des Nachdenken­s und Probierens ist der Hocker Dreiblatt. Für das Möbelstück wird nur heimisches Holz (Buche, Eiche, Nuss) oder Stroh und Kautschuk verwendet. Kein Metall, keine Kunststoff­e, keine giftigen Klebemitte­l kommen zum Einsatz.

„Den Hocker könnte man ohne schlechtes Gewissen im Wald stehen lassen, er würde mit der Zeit verrotten“, erklärt der Innenarchi­tekt.

Altes Handwerk

Gefertigt wird das Möbelstück in Handarbeit. Sechs junge Menschen arbeiten im Kleinbetri­eb, „voll motiviert für kreativen Möbelbau“, beschreibt sie der Chef. Sie beherrsche­n und erlernen das Tischlerha­ndwerk alter Schule. Bei den Tischlern sei es wie bei den Bäckern, die nur noch mit Backmischu­ngen arbeiten, sagt Mähr, „da wurde im Lauf der Zeit viel an handwerkli­chen Fähigkeite­n verlernt“. In der Werkstatt des Brüderpaar­s ergänzen Maschinen die Hände, nicht umgekehrt.

Der kompostier­bare Hocker wird unter dem Markenname­n Spuren- los Design vertrieben. Aktuell läuft eine Crowdfundi­ng-Aktion, „einerseits um den letzten Schliff für die Kleinserie zu finanziere­n, anderersei­ts, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Idee gefällt“, sagt Mähr. Feedback holen sich die Brüder über Facebook. Für Mähr ein „direkter, geradlinig­er Weg, um Kunden anzusprech­en“.

Kann man mit hochwertig­en und damit auch hochpreisi­gen Produkten in einer Versand- und Wegwerfges­ellschaft noch überleben?

Mähr sieht in der Massenprod­uktion keine Konkurrenz. Denn Kleinbetri­ebe wie seiner böten einen wesentlich­en Mehrwert: „die Dienstleis­tung, in unserem Fall individuel­le Planung für den jeweiligen Raum“.

Kommt der Hocker an, soll eine Produktlin­ie folgen. Den nächsten Prototyp gibt es bereits: eine Babywiege in Eiform.

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