Aufstehen, Krone richten, Titel holen
Red Bull Salzburg bleibt keine Zeit, dem erst in der Verlängerung gegen Olympique Marseille verpassten Finale der Europa League nachzutrauern. Sturm Graz und das Double winken.
Am Boden zerstört kann im Fußball kein Dauerzustand sein, zumal im Finish einer Saison, in dem noch viel zu erledigen ist. Daher versuchte Salzburgs Coach Marco Rose am Tag nach dem bitteren Aus im Halbfinale der Europa League gegen Olympique Marseille, dem Jammer Herr zu werden – seinem eigenem und dem seiner Spieler. „Das ist keine Tragödie. Es gibt größere Tragödien im Leben“, sagte der 41-jährige Leipziger angesichts des in der Verlängerung erlittenen 2:1-Sieges, der nach dem 0:2 von Marseille nicht ganz fürs erträumte Finale ausgereicht hatte, völlig zu Recht.
Es hätte auch nicht zu Rose gepasst, hätte er die Vorstellung des russischen Schiedsrichtergespanns rund um Sergej Karasew dramatisiert. Die Kritik an der falschen Eckballentscheidung vor dem entscheidenden Gegentor nach 116 Minuten konnte er ge- trost seinen Spielern und Sportdirektor Christoph Freund überlassen, der vor allem das Wirken der Torrichter hinterfragte: „Bitter, dass da so viele Schiedsrichter herumstehen und sich nicht einmischen, obwohl sie es eigentlich sehen müssen.“Immerhin sei Karasew zuzugestehen, er habe es „nicht mit Absicht getan“.
Dem Vernehmen nach soll der 38-jährige Moskauer nach dem Studium einer Zeitlupenwiederholung ob seines Fehlers ziemlich geknickt gewesen sein. Das spräche auch gegen die Theorie, wonach Karasew durch Aussagen von Marseille-Trainer Rudi Garcia zumindest verunsichert gewesen sei. In der Gruppenphase, beim 1:1 in Konya, fühlten sich die Franzosen durch den Russen schwer benachteiligt. Garcia hatte in einem Interview mit France Football auch nicht zu erwähnen vergessen, dass Salzburg beim 2:1-Heimsieg im Sechzehntelfina- le gegen San Sebastian wesentlich bessere Erfahrungen mit Karasew gemacht habe.
In der Stunde des Erfolges gab Garcia aber öffentlich den generösen Sieger. „Salzburg ist eine super Mannschaft, Europa kennt jetzt Salzburg“, sagte der 54-Jährige, der mit seiner Mannschaft nun am 16. Mai in Lyon Atlético Madrid trifft, das Arsene Wenger ein letztes großes Endspiel mit Arsenal verwehrt hat. Die Spanier sind haushohe Favoriten auf die Nachfolge von Manchester United.
Erntezeit ist
Salzburg wird am Ende Arsenal und wohl auch Marseille Titelgewinne voraushaben. Am Sonntag reicht daheim gegen Sturm Graz ein Punkt, um zum fünften Mal in Folge Meister zu werden. Das fünfte Double en suite können die Salzburger am Mittwoch fixieren – im Klagenfurter Cupfinale, natürlich wieder gegen Sturm.
„Mit der Konstellation Erster gegen Zweiter ist schon viel gesagt. Für uns geht es darum, dass wir gut regenerieren und zu Kräften kommen, um am Sonntag eine frische, hungrige Mannschaft zusammenzubringen“, sagte Rose zum Ligaschlager. Das Thema Europa League sei abgehakt.
Für Österreichs Fußball insgesamt gilt das nicht. Vor allem die erfolgreiche Kampagne des Meisters bescherte ihm die beste Saison, seit der europäische Verband Uefa seine Fünfjahreswertung führt. Nur die Klubs aus England, Spanien, Italien, Russland, Frankreich und Deutschland (hauchdünn) holten mehr Zähler. Platz elf in der Fünfjahreswertung und der damit ziemlich wahrscheinliche ChampionsLeague-Fixplatz 2019/20 für Österreichs Meister war schon seit dem Salzburger Aufstieg ins Viertelfinale der Europa League fix.