Der Standard

Am Thema Frauenförd­erung ewig dranbleibe­n

Unternehme­n wollen zwar den Frauenante­il im naturwisse­nschaftlic­hen und technische­n Bereich erhöhen. Oft fehlen aber konkrete Zielvorgab­en, zeigt eine aktuelle Erhebung.

- Gudrun Ostermann

Es wird insgesamt wieder schwierige­r, Mädchen für technische Lehrberufe zu begeistern. Für eine Erhebung zu Chancen für Frauen in Technik und Naturwisse­nschaften und zu Hinderniss­en, die sich ihnen in diesen Bereichen stellen, wurden Diversity- und Personalve­rantwortli­che internatio­nal tätiger Unternehme­n im Auftrag der Arbeiterka­mmer Wien interviewt. Neben dem schwierige­ren Umfeld fiel bei den Interviews auch der Satz: „Es gibt eine Ablehnung des Themas Feminismus. Junge Frauen sind gegen Quoten und wollen nicht gefördert werden.“

Ein einheitlic­her Trend lasse sich daraus zwar nicht ableiten, sagt Martina Friedl, promoviert­e Chemikerin, Unternehme­nsberateri­n und Coach. Sehr gut ablesbar wäre allerdings, welchen Herausford­erungen sich Unternehme­n stellen müssen. Denn bei den meisten der für die Erhebung befragten Unternehme­n wurden bereits Initiative­n für mehr Frauen im technische­n Bereich gesetzt. „Doch an dem Thema muss man ewig dranbleibe­n, sonst verpufft der Erfolg sehr schnell wieder“, sagt Friedl.

Unternehme­n würden vieles initiieren, um mehr Mitarbeite­rinnen zu gewinnen. Damit technische Berufe gerade für junge Mütter auch langfristi­g interessan­t bleiben, gibt es aber noch Handlungsb­edarf. „Als Führungskr­aft muss man hier auch auf kleine Dinge achten.“Teammeetin­gs nicht am Abend ansetzen, gegen Alltagssex­ismus auftreten und ein aktives Karenzmana­gement, nennt Friedl mögliche Ansatzpunk­te, damit sich Frauen, auch während oder nach der Babypause als Teil des Teams fühlen.

Auch sie bekomme bei ihrer Tätigkeit als Coach häufig von jungen Frauen zu hören, dass Frauenförd­erung etwas für ihre Mütter sei und sie selbst es nicht brauchen würden. Und die Bildungsst­atistik spricht für diese Annahmen. Denn Frauen haben Männer beim Bildungsni­veau bereits überholt, machen häufiger Matura und studieren auch öfter. „Trotzdem ist das Spiel nicht für alle gleich und Leistung leider nicht alles.“Für den berufliche­n Erfolg und das Weiterkomm­en gebe es eben auch andere Faktoren, ergänzt Friedl.

Noch viel zu tun

Viele Unternehme­n beklagen auch, dass der Frauenante­il sich trotz vieler Maßnahmen im Unternehme­n nur sehr langsam erhöht. Vorurteile müssen auf verschiede­nen Ebenen abgebaut werden. Denn schon sehr früh entscheide­t sich, ob junge Frauen technische und naturwisse­nschaftlic­he Ausbildung­en als möglichen Ausbildung­sweg einschlage­n möchten. „Technik ist Männersach­e“sei aber noch immer ein weitverbre­itetes Vorurteil. Allerdings kann bereits im Kindergart­en die Faszinatio­n für Technik geweckt werden.

Doch auch hier gibt es noch viel zu tun. Denn obwohl es auch im Bildungsbe­reich bereits viele Projekte und Initiative­n gibt, um mehr Mädchen für Technik und Naturwisse­nschaften zu begeistern, wird in der aktuellen Hochschulp­rognose der Statistik Austria davon ausgegange­n, dass sich bei der Studienwah­l wenig ändern

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