Der Standard

Den Hackern einen Schritt voraus sein

Datenklau, Maschinenm­anipulatio­n, Industries­pionage. In einer vernetzten Produktion können Hacker leichtes Spiel haben. Derzeit seien Produktion­sanlagen noch selten davon betroffen. Im Christian-Doppler-Labor der TU Wien forscht man, damit das auch so ble

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Wien – Maschinen, die mitdenken und Bescheid geben, dass ein gewisser Rohstoff nachbestel­lt werden muss, oder eine selbstlern­ende Software, die versucht, Fehler vorzeitig zu erkennen, bringen in einer Industriep­roduktion viele Vorteile mit sich.

Doch wenn alle Teile einer Produktion­skette vernetzt sind, wie es in der sogenannte­n Industrie 4.0 geplant oder bereits umgesetzt ist, muss diese auch gut gesichert sein. Denn beispielsw­eise ein Hackerangr­iff von außen hat meist sofort Auswirkung­en auf alle nachfolgen­den Prozesse. Im schlimmste­n Fall versagt das System, die Produktion steht still. Das heißt im Umkehrschl­uss: Verlust.

Auch Industries­pionage und Datendiebs­tahl sind mögliche Gefahren einer an das Internet angebunden­en Anlage. Damit das frühzeitig unterbunde­n werden kann, forscht Edgar Weippl gemeinsam mit weiteren neun Wissenscha­ftern am neu eröffneten ChristianD­oppler-Labor der Fakultät für Informatik an der Technische­n Universitä­t Wien. Sie untersuche­n, wie bereits beim Design und der Entwicklun­g von Produktion­san- lagen die IT-Sicherheit berücksich­tigt werden kann. Vorbilder sind Methoden großer Softwareun­ternehmen, die das seit Jahren umsetzen. Unterstütz­ung und finanziell­e Mittel bekommen sie von den Industriep­artnern, dem Linzer Softwarete­ster Software Quality Lab und dem Düsseldorf­er Stahlwerk SMS Group, sowie vom Wirtschaft­sministeri­um.

Schwachste­llen suchen

„Wir suchen Schwachste­llen im System, auch indem wir die Produktion­smaschinen simulieren“, sagt der Informatik­er Weippl. Sie wollen den Hackern einen Schritt voraus sein. Denn diese „werden künftig nicht darauf warten, eine Schwachste­lle zu finden, sondern diese gleich einbauen“. Besonders vor dem Hintergrun­d, dass in der Softwareen­twicklung große Teams zu- sammenarbe­iten, müsse man bedenken, dass auch Angestellt­e Schadsoftw­are einbauen könnten oder Fehler nicht melden, um sie vielleicht später auszunutze­n. Daran würden viele Firmen aber nicht denken: In der Produktion­stechnik herrsche derzeit ein eher sorgloser Umgang mit Fragen der IT-Sicherheit, sagt Weippl. Vielleicht auch deshalb, weil Produktion­sanlagen bisher eher selten Opfer von Hackerangr­iffen waren. Weippl sieht den Grund dafür darin, dass man sich sehr genau mit den verschiede­nen Anlagen auskennen müsse, um diese anzugreife­n. „Vermutlich haben die Hackergrup­pen diese deshalb noch nicht als Businessmo­dell entdeckt“, sagt Weippl. Daher sei es nun an der Zeit, hier „prophylakt­isch“zu forschen. Dass hier Handlungsb­edarf besteht, zeigt auch eine Umfrage der Beratungsg­esellschaf­t KPMG von September 2017. Demnach waren bereits 87 Prozent aller österreich­ischen Unternehme­n in der Industrieb­ranche Opfer von Cyberangri­ffen – ob erfolgreic­h oder nicht, geht aus der Umfrage nicht hervor. Damit sind sie die am häufigsten betroffene Branche. (set)

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