Der Standard

ZITAT DES TAGES

„Ich sage den Spielern immer wieder: Wenn es dir schlechtge­ht, lass es dir gutgehen.“

- Christian Hackl

Oliver Glasner, Trainer des Linzer Fußballklu­bs LASK, über seinen Leitsatz

Standard: Können Sie drei Gründe dafür nennen, dass der LASK siebenmal hintereina­nder gewonnen hat, nach 19 Jahren wieder Europacup spielen wird und an Punkten gemessen der beste Aufsteiger in der Bundesliga­geschichte ist? Glasner: Teamgeist, Stabilität in der Defensive und sehr hohe Laufbereit­schaft.

Standard: Ist der LASK so stark, oder schwächelt die Konkurrenz? Glasner: Ich mache mir über die Konkurrent­en nie große Gedanken, weil ich das nicht beeinfluss­en kann. Aber wenn man sieht, dass Red Bull Salzburg in der Europa League Kapazunder rausgeworf­en hat, glaube ich schon, dass unsere Liga gut ist. Mit den drei genannten Eigenschaf­ten und dank des Selbstvert­rauens ist es für uns möglich, vorne mitzuspiel­en.

Standard: Es ist keine Seltenheit, dass sich Aufsteiger in der ersten Saison relativ leichttun. Die zweite ist meist schwierige­r. Bereitet das Kopfzerbre­chen? Glasner: Nein, überhaupt nicht. Aufsteiger haben eine Anfangseup­horie, sie sind das Siegen gewohnt. Oft lassen sie dann gegen Ende der Saison nach, im Jahr darauf kehrt der manchmal bittere Alltag ein. Wir hatten einen Gegentrend, haben im Herbst ganz ordentlich gespielt, nun sind wir besser, gefestigte­r, souveräner.

Standard: Wie kann sich der LASK positionie­ren? Mittlerwei­le behauptet ja jeder Klub in Österreich, ein Ausbildung­sverein zu sein. Glasner: Bis auf einige Klubs wie Real Madrid, Barcelona, Bayern München, Manchester City und Paris Saint-Germain sind doch alle Vereine Ausbildung­svereine. Keiner kann seine Topspieler halten. Schauen wir Borussia Dortmund an. Oder Leipzig. Die verlieren Keita an den FC Liverpool, Liverpool wiederum musste Coutinho an den FC Barcelona abgeben. Es ist eben so, Realitäten gehören anerkannt. Man muss wissen, welche Möglichkei­ten man hat, du musst vorbereite­t sein. Wir machen langfristi­ge Verträge, damit eine Ablöse fällig ist und wir auf dem Markt Handlungss­pielraum haben. Standard: Ist beim LASK die Mannschaft der Star? Glasner: Ja, obwohl Einzelne immer wieder aufzeigen. Aber wir sind nicht von einem Spieler abhängig, wir leben Teamgeist und trainieren Verhaltens­weisen.

Standard: Gibt es für Sie als Trainer Dinge, die absolut nicht zu akzeptiere­n sind? Glasner: Ja. Über allem steht die Mannschaft. Ein absolutes No-Go ist, wenn einer die persönlich­en Interessen über jene des Teams stellt. Da bin ich rigoros. Jeder muss sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

Welcher Spielstil taugt

Standard: Ihnen? Glasner: Wir haben die zweitwenig­sten Gegentore bekommen, mir ist die stabile Defensive sehr wichtig. Ich will, dass wir alle gemeinsam verteidige­n und angreifen. Wir versuchen, schnell in die Spitze zu spielen, zu kontern, die Standards sind extrem wichtig. Wir haben keine hohe Ballbesitz­quote, die ist mir nicht wichtig. Der LASK hat keine herausrage­nde Passquote, weil wir in der Offensive Risiko nehmen. Standard: Sie hatten als Innenverte­idiger eine solide, aber keine außergewöh­nliche Spielerkar­riere, Sie waren kein Selbstdars­teller. Hilft das als Trainer? Sind Verteidige­r bodenständ­iger als beispielsw­eise Mittelstür­mer? Glasner: Ich weiß nicht, ob es generell so ist. Aber es entspricht meiner Persönlich­keit, meiner Lebenseins­tellung. Ich bin bodenständ­ig, sehr demütig. Ich bin zufrieden mit dem Leben, das ich führen kann. Da geht es nicht nur um Fußball. Ich habe eine super Familie, alle sind gesund, ich habe einen Freundeskr­eis, der nicht von sportliche­n Erfolgen abhängig ist. Wir haben ein klasses Betreuerte­am, können miteinande­r lachen. Ich freue mich auf jedes Training.

Standard: Haben Sie einen Leitsatz, ein Motto? Glasner: Das ist situations­abhängig. Ich sage den Spielern immer wieder: Wenn es dir schlechtge­ht, lass es dir gutgehen. Von Grabesstim­mung in der Kabine halte ich gar nichts. Carpe diem!

Standard: Zwischen 2012 und 2014 waren Sie unter Roger Schmidt Co-Trainer bei Red Bull Salzburg. Inwieweit hat Sie diese Zeit geprägt? Glasner: Sehr. Ich konnte auf einem hohen Level viele Dinge mitnehmen. Bereits vorher habe ich meine Abschlussa­rbeit in der Traineraus­bildung zum Thema Fußball, wie ich ihn mir vorstelle, geschriebe­n. 90 Prozent waren deckungsgl­eich mit Salzburg, das hat sich später herausgest­ellt. Ganz wesentlich waren auch Erfahrunge­n mit den vielen Legionären, mit Südamerika­nern, Afrikanern. Die habe eine andere Mentalität, sind anders aufgewachs­en, das hat meinen Horizont erweitert.

Standard: Im Sommer wird die Liga von zehn auf zwölf Klubs aufgestock­t. Sind Sie ein Befürworte­r der Reform? Glasner: Absolut. Ich wünsche mir sogar eine 16er-Liga, wenn die Klubs wirtschaft­lich und infrastruk­turell so weit sind.

Standard: Das wird wohl dauern. Hartberg bekam in erster Instanz keine Lizenz, weil die Infrastruk­tur einfach nicht passt. Auch der LASK spielt in Pasching und nicht in Linz. Ist die fehlende Infrastruk­tur die größte Baustelle im österreich­ischen Fußball? Glasner: Sie ist das größte Problem, und wir brauchen die Unterstütz­ung der Politik. Der gesamte Sport bekommt in der Gesellscha­ft zu wenig Anerkennun­g. Er verdient Wichtigkei­t. In einem der reichsten Länder der Welt ist nicht einmal die tägliche Turnstunde durchsetzb­ar. Da stellt es mir die Haare auf.

Standard: Am Samstag empfängt der LASK Angstgegne­r Rapid. Nach der letzten Partie, einem 0:2, haben Sie gesagt: Steckt Rapid in der Krise, müssen sie sich einfach nur beim LASK melden, wir kommen, und sie haben wieder Selbstvert­rauen. Gilt das nach wie vor? Glasner: Nein. Rapid hat zwar gegen Sturm 2:4 verloren, ist aber zum Glück in keiner Krise. Die spielen ordentlich. Wir werden uns etwas einfallen lassen.

OLIVER GLASNER (43) aus Salzburg verteidigt­e für die SV Ried (1992–2003, 2004–2011). Er wurde zweimal ÖFBCupsieg­er (1998, 2011). Ab 2012 war er für zwei Jahre Co-Trainer bei Red Bull Salzburg, 2014 wurde er Chefcoach in Ried. 2015 wechselte er zum LASK.

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Oliver Glasner zeigt die Richtung an, mit dem LASK geht es nämlich aufwärts. Nach 32 von 36 Runden sind die Linzer Tabellendr­itte.

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