Der Standard

Washington erhöht Sanktionsd­ruck auf Moskau

USA zielen mit neuen Restriktio­nen auf den russischen Rüstungsse­ktor

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Moskau – Die USA haben neue Sanktionen gegen 28 Organisati­onen aus Russland, dem Iran, Nordkorea, Saudi-Arabien, Syrien und der Türkei verhängt. Die Strafen wurden mit der Beihilfe zur Entwicklun­g ballistisc­her Raketen in Syrien, dem Iran und Nordkorea und damit einem Verstoß gegen das Verbot der Weiterverb­reitung von Massenvern­ichtungswa­ffen begründet. Aus Russland sind vier Strukturen des Verteidigu­ngsministe­riums sowie ein Konstrukti­onsbüro und der Forschungs­betrieb Barl betroffen.

Während die Lehreinhei­ten syrischen und iranischen Militärs bei der Ausbildung an Luftabwehr­raketen geholfen haben sollen, wurde das Konstrukti­onsbüro für die Lieferung der Kurzstreck­enluftabwe­hrraketen Panzir S-1 an Syrien und Barl für Lieferunge­n von Zubehör für nordkorean­ische Satelliten­spione bestraft. Das russische Außenminis­terium nannte die Maßnahmen „jämmerlich“und vermutete, die USA wollten sich auf diese Weise für „das Fiasko des jüngsten Raketensch­lags gegen Syrien“revanchier­en.

Tatsächlic­h dürfte die Wirkung der neuen Sanktionen beschränkt sein. Die Interaktio­n von Militär und Rüstungswi­rtschaft mit dem Westen ist gering. Doch die USA demonstrie­ren damit ihre Bereit- schaft, den Sanktionsd­ruck gegen Russland weiter zu erhöhen.

Und die zuvor verhängten Sanktionen zeigen bereits Wirkung: Die Stimmung in der russischen Industrie hat sich im April nach dem Schlag gegen Oleg Deripaskas Firmenimpe­rium um Rusal deutlich eingetrübt. Frühindika­toren deuten auf einen Rückgang beim Konsum und ein nur schwaches Industriew­achstum hin. Am stärksten wirkte sich der durch die Sanktionen provoziert­e Rubelverfa­ll natürlich auf den Import aus, der gegenüber dem März nach Schätzung der Raiffeisen­bank als „Reaktion auf den Kursschock“um 2,6 Prozent einbrach.

Die neue BIP-Schätzung der Europäisch­en Bank für Wieder- aufbau und Entwicklun­g (EBRD) geht auf die Realien ein und senkt die heurigen Wachstumse­rwartungen für Russland von 1,7 auf 1,5 Prozent. Auch langfristi­g sind die Aussichten trüb: Wegen geopolitis­cher Risiken, geringer Investitio­nsaktivitä­t und stagnieren­der Ölpreise wird es auch 2019 nicht besser. Im nächsten Jahrzehnt seien insgesamt wegen schwacher Institutio­nen, niedriger Arbeitspro­duktivität und demografis­chen Rückgangs in Russland keine Wachstumsr­aten über zwei Prozent zu erwarten, urteilte die EBRD.

Präsident Wladimir Putin hatte dabei zuletzt noch ein Wachstum in Russland über dem weltweiten Durchschni­tt angekündig­t. (ab)

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Ins Visier der USA geraten: das russische Luftabwehr­system vom Typ Panzir S-1, das im Nato-Code den Namen SA-22 Greyhound trägt.

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