18-Jähriger plante Angriff wie an US- Schulen
Die Schüsse vor einem Schulzentrum in Mistelbach am Mittwoch hätten mehr Schaden anrichten sollen, als sie taten. Das gestand der 18-jährige mutmaßliche Schütze bei der Polizei. Ein Defekt an der Waffe soll Schlimmeres verhindert haben.
Mistelbach/Wien – Jener 18-Jährige, der am Mittwochnachmittag vor einem Schulzentrum in Mistelbach einen 19-Jährigen mit einer Schrotflinte angeschossen haben soll, plante offenbar einen größeren Angriff. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Korneuburg habe der Grundwehrdiener der Polizei bestätigt, „dass er einen Amoklauf geplant hat“. Der Jugendliche habe sich an Schießereien in US-Schulen orientiert und sich beispielsweise einen dunklen Trenchcoat für die Tat zugelegt, wie ihn die Schützen der Columbine Highschool trugen.
Weil die Waffe aufgrund einer Hemmung versagt haben dürfte, habe der 18-Jährige die Flinte weggeworfen und sei geflüchtet, sagte ein Staatsanwaltschaftssprecher am Freitag. Es werde ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes geführt. Der mutmaßliche Schütze war am Mittwochabend festgenommen worden und wurde tags darauf in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Am Freitag wurde Untersuchungshaft über ihn verhängt.
Laut niederösterreichischem Landeskriminalamt hatte der Jugendliche die Flinte samt Munition wenige Tage zuvor in einem Waffengeschäft gekauft. Die Waffe fällt in die Kategorie D: sonstige Schusswaffen mit glattem Lauf. Solche Waffen können ab 18 Jahren frei erworben werden, wer keine Jagdkarte, keinen Waffenpass oder keine Waffenbesitzkarte hat, muss eine Frist von drei Tagen abwarten. Meldepflicht gibt es keine, allerdings eine Registrierung durch den Fachhandel.
Schlimmster Fall in Zöbern
Zum bisher schlimmsten Vorfall mit einer Waffe an österreichischen Schulen kam es 1997 im niederösterreichischen Zöbern: Ein 15-Jähriger bedrohte ein Mädchen mit einem Revolver seines Vaters. Eine Lehrerin versuchte beruhigend einzugreifen und wurde von dem Burschen erschossen, eine weitere Lehrerin schwer verletzt. Der Bursche wurde zu acht Jahren Haft verurteilt.
Vier Jahre zuvor schoss ein 13-jähriger Schüler – ebenfalls in Niederösterreich – einen Direktor an, von dem er beim Rauchen erwischt worden war. Der Bub erschoss sich in der Folge selbst.
Vom Vorwurf der gefährlichen Drohung freigesprochen wurde im Herbst 2017 ein 15-Jähriger, der vor Mitschülern gesagt hatte, dass er mit der Schrotflinte seines Stiefvaters und Munition ins Leh- rerzimmer gehen werde. Wegen Verstößen gegen das Verbots- und Waffengesetz wurde er zu fünf Monaten bedingter Haft verurteilt. Auch kam er in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.
Im Fall Mistelbach habe es keinerlei Ankündigungen im Umfeld der Schule gegeben, teilten die Direktoren in einer Aussendung mit. Der mutmaßliche Täter sei vor Jahren ein Semester lang an einer der Schulen gewesen, es habe aber keiner Vorfälle gegeben, er habe die Schule freiwillig verlassen. Das Opfer sei „zufällig gewählt“worden. Es sei wichtig, dass sich Politiker mit dem Thema Sicherheit an Schulen auseinandersetzten. (lhag)