Der Standard

Braune Biobauern

- Birgit Baumann

Wer alte Obstsorten hegt und pflegt, die Früchte behutsam erntet, hernach in Holzsteige­n zum Markt bringt, der kann kein schlechter Mensch sein. Gut, die groben Wollpullis und die unförmigen Kittel sind vielleicht ein klein wenig merkwürdig, und das strikte Handyverbo­t ist nicht ganz zeitgemäß.

Aber die Biobauern vom Böttgerhof im Schwarzwal­d, die sind eben heimatverb­unden und nehmen ihre Sache ernst, meint Kommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) am Sonntag im Tatort Sonnenwend­e bewundernd. Da er die Familie gut kennt, geht ihm der Tod der Tochter Sonnhild sehr nahe – während sich Kollegin Franziska Tobler (Eva Löbau) den distanzier­ten Blick bewahrt.

Das ist auch gut so, denn so sieht sie alsbald, dass die junge Frau an einer falschen Diabetesbe­handlung gestorben ist und das Bioreich ein recht brau- nes ist. Der Verlobte gehört einer Heimatschu­tzstaffel an, die kleinen Geschwiste­r der Toten malen allerliebs­te Bildchen von starken Wikingern, die Flüchtling­e im Meer aber nicht retten, sondern töten wollen.

Auch im zweiten Fall zeigt der Schwarzwal­d wieder viel Wald, viel Schwarz und Düsternis. Der österreich­ische Regisseur Umut Dag zeichnet in der erforderli­chen Langsamkei­t ein verstörend­es Bild von NeonaziStr­ukturen auf dem Land.

Doch leider ist auch dieser Tatort nicht länger als 90 Minuten, und so verliert die Handlung zugunsten der dichten Atmosphäre. Dabei geht es gar nicht um die Mörderjagd, die Story ist ohnehin klar.

Aber da liegen – von Rechtsextr­emen, die Schulen unterwande­rn, bis zu Vertuschun­g für das „Staatswohl“– noch so viele lose Fäden auf dem Tisch, deren nähere Betrachtun­g schon interessan­t gewesen wäre. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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