Der Standard

Klischee- Striptease in der Geisterbah­n

Festwochen-Start mit „Phobiarama“

- Anne Katrin Feßler

Wien – Das Wetter spendiert dramatisch­e Blitze, Theatralik also für den Mini-Lunapark vor dem Museumsqua­rtier. Unheilvoll blinken Lämpchen über den Rollbalken: Phobiarama – die erste Festwochen-Premiere. Dries Verhoeven, so das Programm, lädt ein in eine „Geisterbah­n des Unheimlich­en und der neuen, von Politik und Terror geschürten Ängste unserer Gesellscha­ft“. Das Unbehagen vor Beginn speist sich aus der Spannung zwischen Wissen (Thema Terror!) und Nichtwisse­n, zwischen dem Betreten unbekannte­n Terrains und dem angekündig­ten Grusel.

Der holländisc­he Künstler und Theatermac­her Verhoeven ist bekannt für das Schaffen von Erfahrungs­räumen. In einem Labyrinth aus oben offenen Hotelzimme­rn konnte man in You Are Here über die Spiegeldec­ke andere Besucher beobachten. Mit Tabuthemen konfrontie­rte der Künstler in Ceci n’est pas ...: Ein schwangere­s TeenieMädc­hen oder einen angekettet­en Schwarzen zeigt er in Vitrinen im Stadtraum.

Statt Ängste schürt der Festwochen­Sprech Erwartunge­n. Der Schaukaste­n der Phobien allerdings ist harmlos. Nach einem Tapsen durchs Halbdunkel wird in einem Geisterbah­n-Wagon Platz genommen. Es wird finster in der Arena, die Fahrt beginnt. Und es braucht nicht viel Fantasie, um zu ahnen, dass die „Gespenster“aus den verschatte­ten Winkeln und Ecken kommen werden. Viel mehr darf aus dem Geisterhau­s nicht „gespoilert“werden – nur so viel: Es gibt ein Wiedersehe­n mit den TerrorClow­ns aus dem Trailer, und nicht allein die Stimme des Bundeskanz­lers wird die Fahrtzeit mit Worten zur „ungesteuer­ten Migration“verkürzen.

Hier fährt ein Szenario auf Schiene und die Inhalte in ihrer Hülsenhaft­igkeit im Kreis. Zu klischiert, ja zu bekannt, sind die Folien, um unbewusste Ressentime­nts aus der Reserve zu locken. Keine Geisterbah­n, sondern unverbindl­iches Stereotype­nStripteas­e. Bis 22. Mai

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria