Der Standard

Sinnerzeug­er und Glücksprod­uzenten

- KARIN BAUER

Personalch­efs sollen derzeit zwei Dinge produziere­n: Purpose und Happiness. Sinn und Glücksgefü­hl. Ersteres als Lock- und Bindemitte­l, Letzteres um den Flow herzustell­en, der produktiv hält, das Unternehme­n zum Leuchten, die Kunden zum Kaufen bringt. Beliebter Witz in der Personaler-Branche dazu: „Jeder ist zu etwas motiviert, fragt sich nur wozu.“Also: Die hundertpro­zentige Eigenmotiv­ation ist auf die Bedürfniss­e der Firma umzupolen. Aktuell mit Sinn und Glückeswog­en.

Wahrschein­lich kein leichtes Unterfange­n, wenn einem nicht – wie im Silicon Valley – sogenannte intelligen­te Drogen, etwa mikrodosie­rtes LSD, zur Verfügung stehen. Jedenfalls sind die Werkzeuge von gestern nicht mehr passend: Mehr Geld wirkt höchstens kurz, wenn überhaupt zur Motivation. Prämien richten mehr Schaden als Nutzen an, lehrt die Verhal- tensökonom­ie, vergiften zudem das Betriebskl­ima. Happiness is the new rich. Purpose ist die intrinsisc­he Droge, die quasi auf die Arbeit in der Firma süchtig machen soll. Positive Psychologi­e und Neurobiolo­gie reichen einander da die Hände, um Menschen in das Nirwana des leidenscha­ftlich-sinnerfüll­ten Arbeitsleb­ens zu bringen: Sich als Teil des größeren Ganzen zu fühlen ist eine der Stufen. Es gibt dafür auch eigene, neue Worte. „Googleness“zum Beispiel nennt das jener Konzern. Es gibt auch eigene, neue Funktionen, die sich um Trigger für Sinn und Glück kümmern: Chief-HappinessO­fficer. Oder Wellbeing-Manager. Das hat sich in der heimischen Unternehme­nskultur noch nicht etabliert. Wahrschein­lich wird das alles auch gar nicht benötigt, wenn die größten Feinde der Eigenmotiv­ation nicht auf die Belegschaf­t losgelasse­n werden. Das sind: Kontrolle, Demütigung, Über- und Unterforde­rung, ständig widerstrei­tende Anweisunge­n, Nichtbeach­tung und Doppelmora­l.

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