Sinnerzeuger und Glücksproduzenten
Personalchefs sollen derzeit zwei Dinge produzieren: Purpose und Happiness. Sinn und Glücksgefühl. Ersteres als Lock- und Bindemittel, Letzteres um den Flow herzustellen, der produktiv hält, das Unternehmen zum Leuchten, die Kunden zum Kaufen bringt. Beliebter Witz in der Personaler-Branche dazu: „Jeder ist zu etwas motiviert, fragt sich nur wozu.“Also: Die hundertprozentige Eigenmotivation ist auf die Bedürfnisse der Firma umzupolen. Aktuell mit Sinn und Glückeswogen.
Wahrscheinlich kein leichtes Unterfangen, wenn einem nicht – wie im Silicon Valley – sogenannte intelligente Drogen, etwa mikrodosiertes LSD, zur Verfügung stehen. Jedenfalls sind die Werkzeuge von gestern nicht mehr passend: Mehr Geld wirkt höchstens kurz, wenn überhaupt zur Motivation. Prämien richten mehr Schaden als Nutzen an, lehrt die Verhal- tensökonomie, vergiften zudem das Betriebsklima. Happiness is the new rich. Purpose ist die intrinsische Droge, die quasi auf die Arbeit in der Firma süchtig machen soll. Positive Psychologie und Neurobiologie reichen einander da die Hände, um Menschen in das Nirwana des leidenschaftlich-sinnerfüllten Arbeitslebens zu bringen: Sich als Teil des größeren Ganzen zu fühlen ist eine der Stufen. Es gibt dafür auch eigene, neue Worte. „Googleness“zum Beispiel nennt das jener Konzern. Es gibt auch eigene, neue Funktionen, die sich um Trigger für Sinn und Glück kümmern: Chief-HappinessOfficer. Oder Wellbeing-Manager. Das hat sich in der heimischen Unternehmenskultur noch nicht etabliert. Wahrscheinlich wird das alles auch gar nicht benötigt, wenn die größten Feinde der Eigenmotivation nicht auf die Belegschaft losgelassen werden. Das sind: Kontrolle, Demütigung, Über- und Unterforderung, ständig widerstreitende Anweisungen, Nichtbeachtung und Doppelmoral.