Mehr Bildung mit Auslandserfahrung
Ein neuer Höchstwert bei den teilnehmenden Studierenden und ein neuer Höchstwert bei den Fördermitteln: Der österreichische Austauschdienst (OEAD) präsentierte den ersten Bildungsmobilitätsradar.
An den beliebtesten Zielländern ändert sich wenig, die Zahl der teilnehmenden Studierenden hat aber im vergangenen Studienjahr neuerlich einen Höchstwert erreicht. Insgesamt 9850 Studierende haben im Rahmen des Erasmus-Programms im Ausland studiert. Am Montag präsentierte der Österreichische Austauschdienst (OEAD), der u. a. dieses Programm in Österreich abwickelt, den ersten Bildungsmobilitätsradar.
2017 sei aber auch abseits vom Höchstwert der Studierenden ein Rekordjahr gewesen, sagt Stefan Zotti, Geschäftsführer des OEAD. Mit Fördermitteln von knapp 50 Millionen Euro konnten rund 18.500 Menschen beim Sammeln von Auslandserfahrung unterstützt werden. Rund 16.300 Österreicher gingen 2017 in ein anderes Land, um zu lernen, zu arbeiten, zu forschen oder zu lehren. Knapp 2300 Studierende und Forscher wählten 2017 Österreich als ihr Zielland.
Die Regierung fordert Zotti in diesem Zusammenhang auf, eine nachhaltige Internationalisierungsstrategie für den Bildungsbereich zu entwickeln. „Dabei geht es nicht nur um die OutgoingMobilität“, ergänzt er. Vielmehr brauche es auch eine neue Willkommenskultur für internationale Studierende, Lehrende und Forscher. Denn es gehe dabei um die Positionierung Österreichs auf dem globalen Bildungsmarkt, um fachliche und regionale Schwerpunktsetzungen.
Dass die Europäische Kommission das Budget für das Bildungsprogramm Erasmus+ verdoppeln möchte, freut Zotti. Gleichzeitig wünscht er sich aber ein Programm, das noch inklusiver und internationaler ist. Denn auch die internationale Bildungslandschaft habe sich stark verändert, China, Indien oder auch Singapur seien die aufstrebenden Regionen.
Mit dem Erasmus+-Programm werden auch Auslandsaufenthalte von Schülern oder Lehrlingen gefördert. Deren Anteil konnte zwar im letzten Jahr ebenfalls ge- steigert werden. Hier liege aber noch Potenzial, meint Zotti.
Deutlich mehr Frauen (62 Prozent) als Männer nutzen die Möglichkeit für ein Auslandssemester. Der überwiegende Teil studiert im Bereich der Sozialwissenschaften (42 Prozent) und der Geisteswissenschaften (24 Prozent), gefolgt von den technischen Wissenschaften (15 Prozent). Am liebsten gehen österreichische Studierende nach Deutschland, danach kom- men Spanien und das Vereinigte Königreich. Für Studierende aus Tschechien, Ungarn und der Slowakei ist Österreich das beliebteste Zielland. „Es gelingt uns zu wenig, österreichische Studierende für Zentral- und Mitteleuropa zu begeistern“, ergänzt Zotti. Bei Schülern und Lehrlingen führt das Vereinigte Königreich, gefolgt von Irland und Deutschland.
Studium oder Praktikum
Rund 80 Prozent der geförderten Teilnehmer kommt von einer Universität, 14 Prozent von einer Fachhochschule. Uni-Studierende wählen zum überwiegenden Teil (rund 70 Prozent) einen Studienaufenthalt, während sich bei FH-Studierenden Studium und Praktikum als Grund für den Auslandsaufenthalt (51 Prozent zu 46 Prozent) beinahe die Waage halten. „Je verschulter die Curricula sind, desto wichtiger ist diese Erfahrung“, ist Zotti überzeugt. Denn im Ausland müssten sich Studierende viel stärker selbst organisieren, davon profitiere man auch im Berufsleben. „Beinahe jeder Zehnter, der mit dem Erasmus-Programm im Ausland studiert oder gearbeitet hat, hat sich selbstständig gemacht.“
61 Prozent der gesamten geförderten Auslandsaufenthalte laufen über Programme des OEAD. Teilnehmer von Hochschulen erhalten monatlich rund 400 Euro Unterstützung. Die Fördermittel stammen von der EU (32,3 Millionen Euro), dem Bildungsministerium (11,6 Millionen Euro), aus Programmen der Entwicklungszusammenarbeit (2,8 Millionen Euro) sowie Drittmittelprogrammen (2,8 Millionen Euro). (ost)