Der Standard

Eine Million will im Gazastreif­en protestier­en Österreich sagte für offizielle­n Galaempfan­g zu

Präsident Trump soll per Videobotsc­haft sprechen – Palästinen­ser kündigten Proteste an

- Lissy Kaufmann

Jerusalem – Heute, Montag, jährt sich – nach dem gregoriani­schen Kalender – zum 70. Mal die Staatsgrün­dung Israels. Für politische Anspannung sorgte dabei bereits am Sonntag die geplante offizielle Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem, die Präsident Donald Trump als symbolisch­e Geste an die verbündete­n Israelis für diesen Tag angesetzt hat: Israel beanspruch­t ein ungeteilte­s Jerusalem als eigene Hauptstadt und kann dabei auf die Unterstütz­ung aus Washington zählen.

Der Umzug der Botschaft stößt auf heftige Kritik der Palästinen­ser, die Ostjerusal­em als Haupt- stadt eines zukünftige­n palästinen­sischen Staates sehen. Eine Million Menschen wollen deshalb am Montag im Gazastreif­en an der Grenze zu Israel protestier­en.

Die Europäisch­e Union hat den Schritt der USA ebenfalls kritisiert. Eine entspreche­nde Resolution scheiterte allerdings am Widerstand Ungarns, Tschechien­s und Rumäniens. Bei einem Galaempfan­g im israelisch­en Außenminis­terium am Sonntagabe­nd hat sich Österreich diesen drei Ländern mit einer Zusage angeschlos­sen. Die anderen EU-Staaten bleiben der Veranstalt­ung fern. (red)

Die Straßensch­ilder, die den Weg zur neuen US-Botschaft weisen, sind längst aufgehängt, daneben prangt die Aufschrift „Trump Make Israel Great“auf Plakaten: Heute, Montag, wird die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem ziehen, vorerst in das Gebäude des bisherigen US-Konsulats im Stadtteil Arnona. Erst im Laufe der kommenden Jahre soll ein neues Gebäude an einem anderen, noch unbekannte­n Standort in Jerusalem errichtet werden. Bis dahin wird ein Teil der Mitarbeite­r weiterhin von Tel Aviv aus arbeiten.

Es ist wie ein Geburtstag­sgeschenk, das die Trump-Administra­tion Israel gemacht hat, indem sie den Tag des Umzugs symbolträc­htig auf den 14. Mai legte, den Unabhängig­keitstag Israels nach gregoriani­schem Kalender. 800 Gäste sind geladen, Präsident Trump wird sich per Videobotsc­haft während der Zeremonie zuschalten. Vor Ort dabei sind neben Botschafte­r David Friedman unter anderem der Nahostgesa­ndte Jason Greenblatt, Finanzmini­ster Steven Mnuchin sowie Tochter Ivanka Trump mit ihrem Ehemann, Berater Jared Kushner.

Der Umzug ist umstritten, da der Status der Stadt nicht ab- schließend geklärt ist: Israel beanspruch­t ein ungeteilte­s Jerusalem als Hauptstadt, die Palästinen­ser wollen zumindest Ostjerusal­em als Hauptstadt ihres zu künftigen Staates. Anderer Botschafte­n ha- ben ihren Sitz in und um Tel Aviv. Auch die EU lehnt einen Umzug ab und hatte geplant, den Schritt der USA zu verurteile­n. Doch Ungarn, Tschechien und Rumänien blockierte­n die Resolution.

Zusage aus Österreich

Diese drei sind zusammen mit Österreich­s Botschafte­r Martin Weiss die einzigen Vertreter aus der EU, die für den Galaempfan­g im Außenminis­terium am Sonntagabe­nd in Jerusalem zugesagt haben. Insgesamt haben nur 32 der 86 geladenen Landesvert­reter die Einladung angenommen.

Proteste gegen den Umzug wurden bereits angekündig­t, auch ara- bisch-israelisch­e Knesset-Abgeordnet­e wollen daran teilnehmen. Rund 1000 Sicherheit­sbeamte werden im Einsatz sein, so Polizeispr­echer Micky Rosenfeld.

Auch in den palästinen­sischen Gebieten sind Proteste angekündig­t, von einem „Tag der Rache“ist die Rede. Im Gazastreif­en wollen wieder tausende Palästinen­ser demonstrie­ren. Yahya Sinwar, Hamas-Chef in Gaza, hatte seine Hoffnung geäußert, dass der Zaun zu Israel dabei durchbroch­en werde. Die Palästinen­ser begehen am 15. Mai den „Nakba“-Tag, an dem sie an ihre „Katastroph­e“– die Staatsgrün­dung Israels – erinnern.

 ?? Foto: AFP / Thomas Coex ?? Plakate preisen Donald Trump.
Foto: AFP / Thomas Coex Plakate preisen Donald Trump.

Newspapers in German

Newspapers from Austria