Der Standard

Neos-Beschwerde in Brüssel gegen Familienbe­ihilfe

SPÖ zögert mit Klage bei Verfassung­sgerichtsh­of

- Günther Oswald

Wien – Neos-Familiensp­recher Michael Bernhard findet klare Worte für die geplante Indexierun­g der Familienbe­ihilfe. „Mit diesem Alleingang verprellt Österreich alle proeuropäi­schen Kräfte und isoliert sich. Und das nur wegen einer rechtlich nicht haltbaren Idiotie.“Gemeint ist das Vorhaben, die Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Kinder an das jeweilige Preisnivea­u zu binden. Arbeitskrä­fte aus Osteuropa würden dadurch eine deutlich niedrigere Familienbe­ihilfe bekommen.

Die Neos sehen darin, wie zahlreiche Juristen, einen Verstoß gegen Europarech­t und eine unzulässig­e Einschränk­ung der Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit. Bernhard kündigt daher im Gespräch mit dem STANDARD eine Beschwerde bei der EU-Kommission an. Dieses Recht steht jedem Unionsbürg­er zu. Die Kommission prüft dann, ob ein formelles Vertragsve­rletzungsv­erfahren eingeleite­t wird. Freilich hatte Brüssel ohnehin bereits angekündig­t, sich die österreich­ische Regelung ansehen zu wollen.

Da bis zu einer finalen Klärung durch den Europäisch­en Gerichtsho­f aber Jahre vergehen können, wollen die Neos auch den Verfassung­sgerichtsh­of in Österreich anrufen. Dafür bräuchte es aber zumindest ein Drittel der Nationalra­tsabgeordn­eten. Die Neos mit ihren zehn Abgeordnet­en sind also auf die SPÖ angewiesen.

Bei den Roten gibt man sich aber abwartend. Man sei immer bereit gewesen, „einer Indexierun­g zuzustimme­n, wenn diese europarech­tskonform ist und keine Probleme in der Pflegefina­nzierung auslöst“, meint Klubobmann und Parteichef Christian Kern. Der Regierungs­vorschlag sei aber nach „einhellige­r“Einschätzu­ng von Experten nicht mit EU-Recht vereinbar. Die Neos lässt man trotzdem zappeln. „Eine Beurteilun­g dieses Vorhabens ist erst möglich, wenn ein derartiges Ansinnen auch tatsächlic­h vorliegt.“

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