Der Standard

Eiswürferl ermittelt

- Gianluca Wallisch

Er ist wieder da. Hieronymus Bosch, genannt Harry. Nein, nicht der Maler, aber irgendwie doch. Jazzliebha­ber, cool wie ein Eiswürferl, seine Ex noch immer liebender Single, Vater einer 18-Jährigen, Mordermitt­ler in Los Angeles. Und zwar ein verdammt guter. Früher des Öfteren, jetzt nur noch selten zu Gewalt neigend. Immer bereit, den Dienstweg abzukürzen.

Bosch und Co verlieren auch in der vierten Staffel dieser Amazon-Prime-Serie nichts von ihrer Coolness inmitten des wüstenheiß­en Molochs L. A. Düsternis unter gleißender Sonne. Titus Welliver (dieser Name!) hat die erste große Hauptrolle seiner mittlerwei­le fast 30-jährigen Karriere fest im Griff, gibt ihr mit oft recht minimalist­ischem Schauspiel viel Charakter. Nicht kaputt (wie es bei so vielen TV-Kommissare­n Mode ist), aber doch seelisch gepeinigt. Bosch gibt nicht auf, er geht seinen Weg. Schießerei? Blut am Hemd? In der Schreibtis­chlade liegt säuberlich zusammenge­faltet ein neues. Schnell ein Check im Spiegel, weiter geht’s. Showdown!

Wir verfolgen stets zwei, drei Handlungss­tränge, manche erstrecken sich über mehrere Staffeln, bis hinein in die fünfte, schon in Vorprodukt­ion befindlich­e. Die komplexe Handlung sowie die nicht nur an der Oberfläche kratzenden Dialoge und Charaktere­ntwicklung­en verdienen zeitweise ziemlich viel Aufmerksam­keit. Also bitte das Handy weglegen und höchstens die am Schoß liegende schlafende Katze streicheln.

Ein Highlight der Serie ist auch der Soundtrack. Jesse Voccia sorgt für einen sehr stimmigen Musikteppi­ch – und der jazzige Titelsong Can’t Let Go des aus L. A. stammenden Duos Caught A Ghost verdient sich auch auf der Smartphone­Playlist einen Fixplatz. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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