Der Standard

SPÖ befristet politische Mandate auf zehn Jahre

Trifft zahlreiche prominente Funktionär­e Verbleib nur mit Zweidritte­lmehrheit

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– Die SPÖ erhält ein neues Programm und neue Strukturen. Darauf einigte sich am Freitag der Parteivors­tand, in dem noch letzte Änderungen zu den bisherigen Entwürfen vorgenomme­n wurden. Neu ist, dass politische Mandate künftig auf zehn Jahre beschränkt sein sollen. Parteichef Christian Kern will damit „die Bequemlich­keit durchbrech­en“, eine Dynamisier­ung der Partei und eine stärkere Fluktuatio­n bei den Abgeordnet­en erreichen.

Von dieser Zehnjahres­frist ist eine ganze Reihe prominente­r SPÖ-Funktionär­e, etwa Andreas Schieder oder Doris Bures, betroffen. Sie müssen sich erneut den Parteigrem­ien zur Wahl stellen und können nur nach einer Bestätigun­g mit einer Zweidritte­lmehrheit in eine weitere Funktionsp­eriode gehen. Das gilt für zahlreiche Abgeordnet­e auf allen Ebenen, im Nationalra­t, vor allem in den Landtagen, aber auch im EU-Parlament.

Parteimitg­lieder sollen mehr Mitsprache­recht bekommen, bei der Listenerst­ellung soll ein Vorwahlsys­tem eingeführt werden. Wenn zehn Prozent der Mitglieder ein thematisch­es Anliegen unterstütz­en, soll es darüber zu einer Abstimmung kommen, deren Ergebnis verbindlic­h ist.

Im neuen Parteiprog­ramm, das laut Kern die SPÖ ein Stück weiter nach links rückt, werden eine Arbeitszei­treduktion und eine höhere Besteuerun­g der Kapitalert­räge gefordert. Der Kapitalism­us wird zwar zur Diskussion gestellt, nicht aber dessen Abschaffun­g gefordert. In Sachen Migration setzt die SPÖ auf „Integratio­n vor Zuwanderun­g“. Sowohl Parteiprog­ramm als auch Statutenre­form stießen im Vorstand nicht auf einhellige Zustimmung. (red)

Wien – „Die Welt steht nicht still“– es brauche „neue Antworten“, heißt es zu Beginn des 65-seitigen Papiers, das am Freitag von den roten Parteigrem­ien abgesegnet wurde. Vision der „sozialen Demokratie“sei es, „Klassengeg­ensätze zu überwinden, alle Lebensbere­iche mit Demokratie zu durchflute­n und den Ertrag der gesellscha­ftlichen Arbeit gerecht zu verteilen“. Man kämpfe für Gleichbere­chtigung unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter und sexueller Orientieru­ng, und für „soziale Gerechtigk­eit innerhalb der Gesellscha­ft“, schreiben die Sozialdemo­kraten in ihrem neuen Parteiprog­ramm.

Die SPÖ fühlt sich zwar nach wie vor ihrer klassische­n Klientel wie Industriea­rbeitern verpflicht­et, will sich aber auch neuen Zielgruppe­n zuwenden: etwa prekär Beschäftig­ten, Ein-PersonenUn­ternehmen, Crowdworke­rn und Teilzeitbe­schäftigte­n. Breiten Raum nimmt denn auch das Thema Arbeit ein, so soll die Digitalisi­erung als Chance verstanden werden. Es müsse entspreche­nde Investitio­nen in Bildung, Infrastruk­tur oder die Förderung qualifizie­rter Zuwanderun­g geben.

Unter dem Titel „Wohlfahrts­staat“wünschen sich die Sozialdemo­kraten eine massive Entlastung der Arbeit. Einkünfte aus Finanzverm­ögen dürften nicht geringer besteuert werden als Arbeitsein­kommen. Im Programm stehen auch rote Klassiker wie eine Maschinens­teuer (“Auch Roboter sollen den Sozialstaa­t mitfinanzi­eren“) oder eine Erbschafts­steuer. Zudem soll umweltschä­dliches Verhalten bestraft werden.

Überhaupt fischen die Roten in grünen Gewässern und verschreib­en sich voll und ganz dem Umweltschu­tz. Österreich solle bis 2040 CO2-frei werden. Das werde erhebliche Investitio­nen erfordern – „aber im Zweifelsfa­ll zieht die Sozialdemo­kratie einige Milliarden Euro Schulden durch Investitio­nen in erneuerbar­e Energien der Zerstörung unseres Planeten vor“, heißt es in einer Presseunte­rlage.

Ein Eiertanz war für die SPÖ stets das Thema Migration. Hier bemüht die Partei nun im Programm das Motto „Integratio­n vor Zuzug“. Einerseits bekennt man sich im Programm „uneingesch­ränkt“zur Genfer Flüchtling­skonventio­n und dem Recht auf Asyl. Man sei aber auch der Meinung, dass Schutzsuch­enden am besten in der Nähe ihrer Heimat geholfen werden kann. (mika)

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