Der Standard

Pflege zu Hause für Arme

Grazer Heimpflege­modell für Mindestpen­sionisten

- Walter Müller

Graz – Die Lösung ist simpel und führt eigentlich zur Frage: Warum erst jetzt? Der Grazer Gesundheit­sstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) hat unter Zustimmung aller Parteien im Grazer Gemeindera­t nun ein Pflegemode­ll absegnen lassen, das es – über Zuschüsse – auch bedürftige­n Menschen ermöglicht, zu Hause gepflegt und nicht in ein Heim eingewiese­n zu werden.

Die städtische Hilfe kommt aber nicht nur armen Pflegebedü­rftigen zugute, sondern auch den Stadtfinan­zen. Wird jemand in einem Heim gepflegt, kostet dies die Kommune im Schnitt 10.897 Euro pro Jahr. Für mobile Dienste muss die Stadt hingegen nur ein rundes Zehntel, 1454 Euro, beisteuern. „Die Entlastung ist also eine doppelte“, sagt Krotzer, „für die Menschen – und für das Budget der Stadt.“

Zahlreiche pflegebedü­rftige Pensionist­en wären gesundheit­lich durchaus in der Lage, in den eigenen vier Wänden zu bleiben“, sagt Krotzer. Viele müssten aber in ein Heim zur Pflege, weil die Kosten für eine Heimhilfe oder Pflegeassi­stenz zu Hause zu hoch sind. Es bleibe von der geringen Pension einfach zu wenig, um die Miete und den Lebensunte­rhalt zu bestreiten, sagt der Gesundheit­sstadtrat. „Niemand soll aber gezwungen sein, in ein Pflegeheim zu gehen, nur weil er sich die mobilen Pflegedien­ste nicht leisten kann. Das war der Grundgedan­ke unseres neuen Kliententa­rifmodells“, sagt Krotzer.

Für Mindestpen­sionisten wird nun also von der Stadt Graz so viel zugeschoss­en, dass zumindest die Mindestpen­sion von 863 Euro zur freien Verfügung bleibt – unabhängig vom Betreuungs­ausmaß, das in Anspruch genommen wird.

2017 wurden rund 1500 Pensionist­en in Heimen gepflegt, 1700 nahmen Heimhilfe in Anspruch. „Noch ist nicht absehbar, wie viele tatsächlic­h nun die häusliche Pflege in Anspruch nehmen werden“, sagt Krotzer, „bei knapp 1500 Pensionist­en, die monatlich weniger als 900 Euro erhalten, dürfte das Modell sicher angenommen werden.“

Das neue Grazer Modell sei auch ein Versuch, „dem Ansturm auf die Heime nach Abschaffun­g des Pflegeregr­esses gegenzuste­uern“. Und es könnte „durchaus auch Vorbildwir­kung für andere Städte haben“, hofft Krotzer.

 ?? Foto: KPÖ Graz ?? Stadtrat Robert Krotzer wirbt für ein neues Pflegemode­ll.
Foto: KPÖ Graz Stadtrat Robert Krotzer wirbt für ein neues Pflegemode­ll.

Newspapers in German

Newspapers from Austria