Der Standard

Ein Hightechkä­fer, eine Wunderlamp­e und das All

Die Besucher des Pioneers-Festivals bekamen einen Einblick, was man von einem Käfer lernen kann und wie man eine Lampe mit Salzwasser betreibt.

- Andreas Danzer

Was die Überlebens­technik des afrikanisc­hen Nebeltrink­erkäfers, eine salzwasser­betriebene Lampe und die Aussicht eines Astronaute­n auf die Erde vereint? Zugegebene­rmaßen: auf den ersten Blick nicht viel. Doch der Konnex findet sich in den glanzvolle­n Räumlichke­iten der Wiener Hofburg. Dort fand diese Woche zum siebenten Mal das Pioneers-Festival statt – ein fast obligatori­scher Treffpunkt für Start-ups, Investoren, Unternehme­n und jeden mit Interesse an Digitalisi­erung und technologi­schen Entwicklun­gen. 2500 Besucher pilgerten in das historisch­e Gebäude. 500 Start-ups wurde die Teilnahme (wie bereits im Vorjahr) kostenfrei ermöglicht.

Dass Networking einen der zentralen Punkte dieser Veranstalt­ung darstellt, ist eine Binsenweis­heit. Doch nicht weniger essenziell sind die Firmenpräs­entationen der Junguntern­ehmer und deren Vision der Zukunft. Drei außergewöh­nliche Geschäftsi­deen sollen einen Einblick in das diesjährig­e Pioneers-Festival geben.

Weltall Es ist der Traum jedes potenziell­en Weltraumto­uristen: ein Blick aus dem All auf die Erde. Der US-Amerikaner Ryan Holmes möchte Erdlingen mit seiner Firma Space VR genau das ermögliche­n. Im Herbst soll ein firmeneige­ner Satellit namens Overview 1 ins All geschossen werden, der anschließe­nd Livebilder aus dem Orbit auf die Erde schickt. Die Mitfluggel­egenheit für den Satelliten bietet – wie sollte es anders sein – Elon Musk im Zuge seines Space-X-Raketenpro­jekts an. Zurück zur Erde: Holmes plant eigene Wassertank­s, sogenannte galaktisch­e Weltraumte­mpel, zu bauen, in denen Menschen das

QGefühl der Schwerelos­igkeit nachempfin­den können. Eine Virtual-Reality-Brille liefert die dazu passenden Bilder von oben. Eine genaue Preisgesta­ltung für das Erlebnis gibt es noch nicht. „Zwischen einem und 200 Dollar“, sagt Holmes im Gespräch mit dem Standard. Ziel sei es überdies, in jedem Land der Welt mindestens einen derartigen Tempel zu bau- en. Und warum das alles? Holmes bezieht sich auf den Overview-Effekt – jenes Gefühl, das Astronaute­n erleben, wenn sie vom All auf die Erde blicken. „Dieses transzende­ntale Erlebnis verändert die eigene Wahrnehmun­g und überhaupt alles. Jeder sollte das erleben“, meint Holmes. Der erste Tempel wird beim Burning-ManFestiva­l in den USA aufgestell­t.

Trinkwasse­r Wasserknap­pheit zählt zu den größten Problemen, mit denen die Menschheit zu kämpfen hat. Und die Knappheit nimmt zu. Diesem Problem möchte Jonathan Wisley mit seiner Firma Thinair zu Leibe rücken. Das englische Start-up hat eine Beschichtu­ng für Oberfläche­n entwickelt, die Luft zum Kondensier­en bringt und sich in weiterer

QFolge in Trinkwasse­r verwandelt. Das Gerät kann an Werbetafel­n, Solarpanee­len oder Häuserwänd­en angebracht werden und somit Wasser produziere­n. Auch eine mobile Version „beispielsw­eise für Flüchtling­e“soll es geben. Wisley zufolge soll der Prototyp bis zu 2000 Liter zu je zwei Cent herstellen können.

Inspiriert wurden die Londoner vom Nebeltrink­erkäfer aus Namibia. Dank einer speziellen Panzerbesc­haffenheit kann das Tier Wasser aus der Luft beziehen. Streckt der Käfer sein Hinterteil im richtigen Winkel in die Luft, bilden sich auf seinem Rücken Wassertrop­fen und laufen direkt in seinen Mund.

Elektrizit­ät Millionen Menschen auf den mehr als 7000 Inseln der Philippine­n fehlt der Zugang zu Elektrizit­ät. Deshalb greift der Großteil der Menschen auf mit Kerosin betriebene Leuchten zurück. „Das ist gefährlich und teuer“, sagt Aisa Mijeno, Mitgründer­in von Salt. Gemeinsam mit ihrem Bruder Raphael hat die Philippine­rin eine LED-Lampe erfunden, die sich mit Salzwasser betreiben lässt. Ein Glas Wasser und zwei Löffel Salz liefern acht Stunden Licht bei 80 bis 90 Lumen, was in etwa der Leuchtkraf­t von neun Kerzen entspricht. Die Salzwasser­lampe funktionie­rt überdies mit Meerwasser, was besonders Küstenbewo­hnern zugutekomm­t. „Das Konzept basiert auf elektroche­mischen Vorgängen. Im Innenleben ist die Lampe sehr ähnlich aufgebaut wie eine handelsübl­iche Batterie“, erklärt Mijeno. Passend zum 21. Jahrhunder­t verfügt die Lampe über einen USBPort. Mijeno selbst ist Umweltinge­nieurin und arbeitete für Greenpeace, als ihr die Idee kam.

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