Der Standard

Blaue Zeichen der Läuterung

- Gerald John

Es war blanker Rassismus, der sogar der FPÖ zu weit ging. Jahrelang hat die Partei die Aula gefördert, trotz aller antisemiti­schen und NS-lastigen Untertöne. Doch als das Blatt Song-Contest-Teilnehmer Cesár Sampson „Quotenmohr“nannte, kündigte Heinz-Christian Strache eine Entschuldi­gung bei Kaffee und Kuchen an. Einen Inseratest­opp für die Aula sprach er schon Tage zuvor aus.

Gewiss lassen sich hinter Straches Haltung viele Halbherzig­keiten finden. Eine ähnlich publikumsw­irksame Aktion wäre zum Beispiel schon vor drei Jahren geboten gewesen, als die rechtsextr­eme Zeitschrif­t KZ-Häftlinge als „Landplage“und „Massenmörd­er“verunglimp­fte – und nicht erst, als es einen populären Bühnenstar traf. Glaubwürdi­g wird die Pose des Vizekanzle­rs auch erst dann, wenn er gegen parteiinte­rnen Widerstand dafür sorgt, dass die Aula – oder der Konnex zur FPÖ – verschwind­et.

Aber immerhin: In der FPÖ ist etwas in Bewegung gekommen. Ob aus Taktik oder Überzeugun­g – Strache setzt Gesten, die in der nationalen Kernschich­t sicher nicht gut ankommen, scheint die versproche­ne Abnabelung vom rechten Rand mit Taten unterfütte­rn zu wollen. Dass eine Läuterung in einer von Ex-Nazis gegründete­n Partei bestenfall­s in einem zähen Prozess ablaufen kann, ist klar. Der radikale Schnitt wäre selbst dann kaum möglich, wenn Strache zum Äußersten entschloss­en wäre: In dem Fall müsste er einen Gutteil des Parteipers­onals hinauswerf­en.

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