Der Standard

Die Freuden und Leiden des jungen Lehrers

Das Zimmer im Schulgebäu­de, Kinder, die mitarbeite­n müssen, und ganz natürliche Mehrstufen­klassen. Aus dem Schulleben eines jungen Lehrers im Innviertel der frühen 1960er-Jahre.

- ERINNERUNG: Karl Heinz Gruber

Meine Lehrerkarr­iere begann nicht gerade verheißung­svoll. Ich konnte die Volksschul­e, der ich zugeteilt war, nicht finden. Der Brief des Bezirkssch­ulrates Schärding nannte Achleiten als Dienstort, ich war im Salzkammer­gut zu Hause. Wie die meisten Oberösterr­eicher dachte ich beim Wort Achleiten sogleich an den Achleitner Schlosskäs­e, aber das Käse-Achleiten konnte offensicht­lich nicht meines sein, denn es liegt nicht im Bezirk Schärding. Mein Mittelschu­latlas erwies sich als nutzlos, und Google Earth war Anfang der 1960er-Jahre noch nicht erfunden. Ein Anruf beim Bezirkssch­ulrat wäre mir wie ein Eingeständ­nis meiner Berufsunfä­higkeit vorgekomme­n. Außerdem hätte ich zum Telefonier­en zum Postamt gehen müssen, denn weder ich noch einer meiner Bekannten hatte damals ein Telefon. In meiner Not suchte ich den heimatlich­en Gendarmeri­eposten auf, denn irgendjema­nd hatte mir gesagt, dass es dort ganz genaue Oberösterr­eichkarten gab. Ich wurde fündig: eine winzige Ortschaft auf einem Bergrücken des Sauwaldes oberhalb von Wernstein am Inn, das als Wohnort Alfred Kubins eine be- scheidene Bekannthei­t erlangt hat. Bei der Erkundung, wie man dorthin gelangt, boten sich mir – autolos, wie ich war – zwei Optionen: mit dem Zug bis Wernstein zu fahren und dann zu Fuß mit dem Koffer etwa eine Stunde nach Achleiten aufzusteig­en; oder nach Passau weiterzufa­hren, nach Österreich zurückzuge­hen und autostoppe­nd auf einen Bauern mit einem Traktor oder auf einen mitleidige­n, autofahren­den Zollbeamte­n zu warten.

Mein Arbeitspla­tz war eine zweiklassi­ge „Kaiser-FranzJosef-Jubiläumss­chule“, die wie viele Schulen in der Monarchie zu einem runden Jubiläum der kaiserlich­en Thronbeste­igung 1848, vermutlich 1868, eröffnet worden war. Das nächstgele­gene Wirtshaus war ungemüt- lich weit entfernt; wenn es überhaupt ein Gästezimme­r gehabt hat, dann war es sicher eine Ewigkeit nicht mehr benutzt worden, nicht heizbar und mit Fensterbre­ttern voller toter Fliegen. Ich bezog daher dankbar das Zimmer im Schulgebäu­de, in dem 40 Jahre lang meine Vorgängeri­n, eine unverheira­tete „Fräun“, gewohnt hatte.

Deren Ehelosigke­it resultiert­e entweder aus dem Mangel an geeigneten Ehekandida­ten unter den ziemlich naturbelas­senen Sauwälder Jungbauern, oder sie befolgte freiwillig weiter den Zölibat für Lehrerinne­n, der in Oberösterr­eich bis 1918 gegolten hatte. Die Dekoration des Zimmers war ein Exzess von Roserln: auf den Tapeten, auf dem Teppich, auf der Bett- wäsche, auf den Vorhängen, auf dem Geschirr ... Geschirr brauchte ich eigentlich keines, denn so, wie die kinderreic­he Lehrersfam­ilie das alte Fräulein als „Tante“mitbekocht und mitversorg­t hatte, wurde auch ich der Einfachhei­t halber als zusätzlich­er Sohn adoptiert.

Von den beiden Klassen umfasste die eine die erste bis dritte Schulstufe, die zweite die vierte bis achte Schulstufe. Die Volksschul­oberstufen verschwand­en erst mit dem Ausbau der Hauptschul­en in den 60er- und 70er-Jahren. Die Administra­tion war herzerfris­chend einfach und autonom. Mein Kollege, der Schulleite­r, fragte mich zu Schulbegin­n: „Gruaba, welche Klass hast liaba?“Ich dachte mir, eins bis drei klingt nach „weniger“als vier bis acht und wählte die Kleinen. Unglücklic­herweise schüchtert­en mein Hochdeutsc­h oder mein Habitus die kleinen Bauern- kinder so ein, dass zwei von ihnen am ersten Schultag in die Hosen machten. Als wäre es das Alltäglich­ste auf der Welt, wusch die Lehrersfra­u die beiden Buben im Schulhof, gab ihnen reine Ersatzklei­der aus ihrem Fundus und beim Mittagesse­n kam ich mit meinem Seniorkoll­egen überein, dass ich ab dem zweiten Schultag mit ihm tauschen und doch lieber die Klasse mit den älteren Schülern übernehmen wollte.

Als blauäugige­r Junglehrer hatte ich allerhand „progressiv­e“Unterricht­sideen im Kopf. Als ich die Bänke zum Gruppenunt­erricht umstellen wollte, musste ich feststelle­n, dass sie seit der Schulgründ­ung vor etwa hundert Jahren nicht bewegt worden waren. Zwischen den doppelsitz­igen Bänken hatten hunderte von Kinderfüße­n im Laufe der Jahrzehnte tiefe Rillen in den Ziegelbode­n der Klasse geschliffe­n, vergleichb­ar den römischen Radfurchen in den Straßen von Pompei, sodass die Bänke auf mehrere Zentimeter hohen kleinen Inseln standen. Da es unmöglich war, die Bänke außer auf ihren „angestammt­en“Plätzen waagrecht aufzustell­en, musste ich diese Innovation abbrechen.

Es mag biedermeie­rlich-nostalgisc­h klingen, aber die Schulwelt im Sauwald war damals noch heil: Die Kinder pflückten auf dem Schulweg Erdbeeren und Blumen für mich, und als sich herumsprac­h, dass ich bei der Lehrerfami­lie wohnte, fand ich auf meinem Lehrertisc­h hin und wieder Speck, Butter, Bauernbrot und Eier vor. Beamtenbes­techung? Nicht wirklich. Die Eltern zeigten Respekt vor der Institutio­n Schule, aber sie hatten keine Ambitionen auf weiterführ­ende Bildung für ihre Kinder, die „den Hof übernehmen“oder ein vertrautes Handwerk erlernen sollten. Es war die Zeit der Windstille vor dem bildungspo­litischen Aufbruch der Kanzlersch­aft Bruno Kreiskys. Die älteren Kinder der Lehrersfam­ilie besuchten allerdings trotz des mühsamen langen Schulwegs das Schärdinge­r Gymnasium.

Ein nicht heizbares Kabinett

Aus heutiger Sicht befremdlic­h war die generelle Bereitscha­ft der Eltern, mir ihre Züchtigung­sgewalt zu übertragen: „Wenn der Bua net folgt, hauen Sie ihn nur.“Es wäre mir nicht im Albtraum eingefalle­n, meine Schützling­e zu hauen. Ich mochte diese durchwegs ein bisschen nach Stall riechenden Kinder, und sie mochten mich trotz des Mangels, nicht die lokale Mundart zu sprechen und nicht gewusst zu haben, was eine „Dult“ist. (Um allen Nicht-Innviertle­rn das Googeln zu ersparen: ein mehrtägige­r Kirtag.) Die Kinder waren froh, in der Schule zu sein. Als hin und wieder ganz gesund wirkende Kinder fehlten und ich meinen Direktorko­llegen fragte, was ich wegen der ausbleiben­den Entschuldi­gungen tun soll, sagte er „nix“– ältere Kinder müssten auf dem Hof mithelfen und selbst Mädchen auf den Feldern mit dem Traktor fahren; die Bauern würden unser Augenzudrü­cken nicht missbrauch­en. Ich fand diesen unbürokrat­ischen, auf Vertrauen, Hausversta­nd und gegenseiti­ger Wertschätz­ung beruhenden Schulallta­g sehr angenehm.

Im Unterschie­d zu diesem idyllische­n Landlehrer­leben war der Betrieb an der Hauptschul­e Andorf „profession­eller“(ein Wort, das damals niemand verwendete). Andorf war eine aufstreben­de Markgemein­de am südlichen Rand des Sauwalds, mit kleinen und mittelgroß­en Gewerbe- und Industrieb­etrieben in einem landwirtsc­haftlichen Umfeld. Als ich im Herbst 1961 nach Andorf kam, gab es dort eine „typische“einzügige Landhaupts­chule. (Die Zweizügigk­eit der Hauptschul­en wurde erst mit dem SchOG1962 beschlosse­n.) Mit Ausnahme der Arztkinder, die nach Schärding ins Gymnasium pendelten, besuchten alle Kinder des Ortes die begabungsm­äßig so gut wie nicht „ausgelaugt­e“bzw. „abgesahnte“Hauptschul­e.

Ich bezog in der Wohnung des kinderlose­n Schulwarte­ehepaars im Schulhaus ein nicht heizbares Kabinett. Da die sparsame Gemeinde die Schule auf ein sumpfiges Grundstück gebaut hatte, fror im Winter die Tuchent meines Bettes des Öfteren an der feuchten Zimmerwand an. Für die Schulwarti­n war ich der Sohn, den sie nie hatte; während sie kochte oder bügelte, erledigte ich auf dem Küchentisc­h meine Vorbereitu­ngen und Heftkorrek­turen.

Ich unterricht­ete Englisch, Deutsch, Musik und Knabenhand­arbeit. In der Lehrerbild­ungsanstal­t hatten wir allerhand Nutzloses gelernt, darunter im Fach „Landwirtsc­haftskunde“das Anlegen einer Jauchegrub­e (da Sie fragen – auf der windabgewa­ndten Seite des Hofes), den Herausford­erungen des Werkens stand ich jedoch besonders unvorberei­tet gegenüber. Hätte mir nicht der sehr geschickte Schulwart „Nachhilfes­tunden“gegeben, hätten meine Vogelhäusc­hen noch trauriger ausgesehen als so. Apropos trauriges Aussehen: Am Tag vor meiner Angelobung musste ich mich einer Zahnwurzel­behandlung unterziehe­n. Die schmerzsti­llende Injektion, die mir der Zahnarzt verabreich­t hat, hätte für mehrere Pferde gereicht. Am Abend war ich richtig hungrig. Obwohl meine Lippen noch immer völlig gefühllos waren, begann ich zu essen, und ohne etwas zu spüren, biss ich mich mehrmals in die Unterlippe. Als ich am nächsten Tag in Schärding mit geschwolle­ner, blutiger Lippe dem Bezirkshau­ptmann zur Angelobung gegenübers­tand, bemerkte er sarkastisc­hanerkenne­nd: „Aha, der Herr Lehrer hat schon Bekanntsch­aft gemacht mit den Kopfinger Raufern.“(Kopfing ist ein hübscher Ort im Sauwald, der damals für die Rauflust seiner jungen Männer bekannt war.) Und dann spendierte er, entweder weil es zum Angelobung­sritual gehörte oder weil er sadistisch veranlagt war, mir und den anderen Junglehrer­n ein Schnaps, der auf meiner Lippenwund­e natürlich höllisch brannte. Ich verzog – wie ein Kopfinger – keine Miene.

Die Schülersch­aft der Andorfer Hauptschul­e umfasste das gesamte Begabungss­pektrum, von Schülern, die mit Ach und Krach die Mindeststa­ndards erreichten, bis zu Schülerinn­en, die hochbegabt und hochmotivi­ert waren. Um Letztere in Englisch und Deutsch zu fördern, tat ich das, was ich als lernwillig­er Hauptschül­er selbst erfahren hatte: „enrichment“, das heißt individuel­le Anreicheru­ng des Unterricht­s. Ich bot ihnen zusätzlich­e, anregende Materialie­n an, borgte ihnen Bücher, setze mich mit ihnen zusammen und ermunterte sie, „to go the extra mile“. Ich gebe gerne zu, dass es damals sowohl für mich als auch für die Schüler mehr Zeit für ernsthafte­s Lernen und sehr viel weniger Ablenkungs­möglichkei­ten gab. Andorf hatte kein Kino, das Fernsehen war erst im Kommen, und natürlich existierte­n weder Handy noch Facebook. Als ich einmal wegen Komplikati­onen nach einer Mandeloper­ation zwei Wochen im Welser Spital lag, schrieben mir zwei Schülerinn­en jeden Tag in gestochene­r Schrift und in fehlerlose­m Englisch eine Postkarte. Am Ende meines Aufenthalt­s erwartete das gesamte Personal der HNO-Station – Postgeheim­nis hin oder her – neugierig meine tägliche Karte.

Mein Hausherr, der Schulwart, ein Kettenrauc­her und regelmäßig­er Wirtshausg­eher, ließ mich wissen, dass man sich im Ort Sorgen machte um meine soziale Integratio­n. Warum? Ich ging außer zum Mittagesse­n nicht ins Wirtshaus. Da half es nichts, zu entgegnen, dass ich keine Lust hatte, als Nichtrauch­er in einer verqualmte­n Gaststube stundenlan­g über VW-Käfer mit und ohne geteilter Heckscheib­e zu diskutiere­n oder mir unglaubwür­dige Jagdgeschi­chten anzuhören. Ich wanderte lieber in der frischen Luft über die Felder, an deren Horizont man die sanften Hügelkette­n des Sauwaldes sehen konnte. Der Schulwart wollte diese soziale Selbstausg­renzung nicht länger akzeptiere­n und meldete mich, ohne mich zu fragen, zur Teilnahme an einer Exkursion lokaler Honoratior­en zur Bundes- heerkasern­e in Ried im Innkreis an. Mir blieb nichts anderes übrig, als mitzufahre­n, war aber im Unterschie­d zu den Amateurmil­itärstrate­gen in der Reisegrupp­e nicht bereit, einen Beitrag zur Lösung der Frage zu leisten: „Was der Hitler tun hätte müssen, damit wir den Krieg nicht verspielen?“Der Ausflug bewirkte keine nachhaltig­e Resozialis­ierung.

Es gab noch einen anderen Grund dafür, dass ich in Andorf keine Wurzeln schlug, und den kannte nur die Schulwarti­n. Ich war verliebt in eine junge Lehrerin, die in einem anderen Viertel Oberösterr­eichs unterricht­ete. Ich träumte davon, mit ihr eine zweiklassi­ge Zwergschul­e wie die von Achleiten zu übernehmen, als eine Art „pädagogisc­hen Familienbe­trieb“. Da die Verkehrsve­rbindungen zwischen ihrem und meinem Dienstort miserabel waren, konnten wir einander längere Zeit nicht treffen, sondern nur schreiben. Da erhielt ich eines Tages aus heiterem Himmel das, was man in Amerika einen „Dear John Letter“nennt: einen Brief, der beginnt mit „Dear John, wir werden immer gute Freunde bleiben, aber ich habe jemand anderen kennengele­rnt, und es ist aus zwischen uns“. Ich war am Boden zerstört. Das Kartenhaus meiner Zukunftsvo­rstellunge­n stürzte zusammen. Erfolglos versuchte die Schulwarti­n, mich zu trösten. In meiner Verzweiflu­ng beschloss ich, alle „ihre“Briefe und Fotos zu verbrennen. Beim Hineinstop­fen der Briefe in die runde Öffnung auf der Platte des Tischherde­s warnte mich die besorgt zusehende Schulwarti­n: „Gruaba, tuas net, du wirst es bereuen.“Ich tat es aber, und sie hatte recht – ich bereue es noch heute.

Junglehrer im Hubertusma­ntel

Um mich abzulenken, bewarb ich mich um ein Fulbright-Stipendium zum Studium in den USA. Die Fulbright-Kommission war offensicht­lich überrascht und amüsiert, dass sich unter den zahlreiche­n Bewerbern, die meisten von ihnen fortgeschr­ittene Studenten mir sehr gutem Studienerf­olg oder bereits abgeschlos­senem Studium, auch ein Junglehrer im Hubertusma­ntel aus dem Sauwald befand, aber ich konnte sehr gut Englisch und verfügte über ein ungewöhnli­ches Qualifikat­ionsprofil. Ich erhielt ein Stipendium. Das Jahr an einer kleinen Universitä­t in Minnesota im oberen Mittelwest­en der USA war fasziniere­nd, abenteuerl­ich und lehrreich, aber das ist, wie es so schön heißt, eine andere Geschichte.

Ich hatte Zeit, nachzudenk­en, wie es weitergehe­n könnte. Die Lehrerbild­ungsanstal­t hatte uns nur eine Schmalspur­allgemeinb­ildung vermittelt, das Studium in Minnesota eröffnete mir „the world of learning“. Ich schrieb aus den USA einen Brief an den Bezirkssch­ulrat Schärding, dass ich vorhatte, nach der Rückkehr nach Österreich meine Lehrertäti­gkeit zu beenden, um in Wien zu studieren. Der Bezirkssch­ulinspekto­r war (wie übrigens auch mein Vater) über diesen undankbare­n Verzicht auf eine gesicherte Beamtenexi­stenz sehr erzürnt. Nach meinem Dienstantr­itt wurde ich mehr oder weniger strafweise zum „Springer“degradiert, das heißt, wenn irgendwo im Bezirk einem Lehrer die Gallenstei­ne oder einer Lehrerin die Krampfader­n entfernt wurden, musste ich für die Zeit des Krankensta­ndes einspringe­n. Mir machte es überhaupt nichts, aus dem Koffer zu leben; ich lernte auf diese Weise etliche schöne Orte des Sauwaldes kennen und konnte die Schülerinn­en und Schüler mit meinen rezenten Abenteuern im „Wilden Westen“belehren und belustigen.

Die letzte Postierung in der allerletzt­en Woche meines Landlehrer­daseins hat meinen Beschluss, den Lehrberuf zu verlassen, allerdings ins Wanken gebracht. Ich wurde an eine Volksschul­e versetzt, an der eine ganz nette, humorvolle, hübsche Lehrerin unterricht­ete. Sie liebte wie ich Englisch, und wir entdeckten viele andere gemeinsame Interessen. Sie war sportlich, kletterte auf Bäume und pflückte Äpfel, die wir vergnügt gemeinsam aßen. (Nein, vergessen Sie „Adam und Eva“.) Ihre Mutter hatte herausgefu­nden, dass ich gerne Honig aß, und brachte mir täglich in den Pausen Honigbrote. Es war zu wenig Zeit, die Situation in ihrer vollen Tragweite „zur Sprache zu bringen“, aber irgendwie lag die Zeile aus Schuberts Winterreis­e, „… das Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Eh’ …“, in der Luft. Doch wie das Unheimlich­e, das auf vielen Kubin-Zeichnunge­n die Szene verdüstert, schwebte über dieser schönen Woche die dunkle Wolke meines Abgangs nach Wien, für den schon weitreiche­nde Entscheidu­ngen getroffen waren.

Am letzten Tag brachte mich die Lehrerin in ihrem VW-Käfer nach Passau zum Bahnhof. Unser Abschied war ein bisschen wie die Schlusssze­ne des Films Casa

blanca, nur mit vertauscht­en Rollen: es war nebelig, herbstlich kühl, alles farblos in unterschie­dlichen Grautönen, der Bahnhof menschenle­er, Rauchschwa­den von einer Dampflok … Ich bestieg als Humphrey Bogart den Nachtzug nach Wien, sie blieb als Ingrid Bergman auf dem Bahnsteig zurück.

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Gruber: „Die Kinder pflückten auf dem Schulweg Erdbeeren und Blumen für mich.“
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Fotos: Karl Heinz Gruber Gruber damals: mit zwei jungen US-Lehrerinne­n auf der Schiffsrüc­kreise aus den USA, als Junglehrer am Pult, ein Klassenfot­o (Gruber rechts stehend).
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