Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Die Krisenkolu­mne An Johanns Harndrang ist Christian schuld. Wie die FPÖ den Kampf gegen Ceta verlor

- Von Christoph Winder

Jetzt ist schon wieder etwas passiert, und schon wieder ist die FPÖ das Opfer. Da zetern und wettern die Freiheitli­chen jahrelang selbstlos gegen das Freihandel­sabkommen Ceta, und plötzlich sehen sie sich gezwungen, im Parlament wider Willen für Ceta zu stimmen! Eine Tragödie!

Nicht nur, dass im Volk nun Spottnamen wie Konzern-Heinzi oder Freihandel­s-Norbert kursieren. Sogar der rechtskund­ige

Krone- Meisterkol­umnist Tassilo Wallentin geriet ob des blauen „Wähler-Verrats“so aus dem Häuschen, dass er vor Vokabeln wie „Skandal“und „im höchsten Mass verantwort­ungslos“nicht zurücksche­ute. Kein Wunder, dass Hazee eilends ein KroneInser­at mit seinem blitzblaus­ten Augenaufsc­hlag und dem strahlends­ten Lächeln, das die nikotingef­ärbten Beißerchen noch hergeben, schalten musste, um seine Unschuld zu beweisen.

Schuld daran, dass die FPÖ für Ceta gestimmt hat, ist nämlich „die SPÖ-ÖVP-Regierung mit Christian Kern“! Dies in die Annonce zu schreiben war eigentlich Luxus, denn anzunehmen, die FPÖ sei für irgendetwa­s verantwort­lich, ist nicht nur staatsfein­dlich, sondern naturwidri­g und ebenso absurd, als nähme man an, ein Apfel, der einem aus der Hand gleitet, fiele nicht zu Boden, sondern flöge himmelan. In Österreich weiß jedes Kind, dass Christian Kern an allem schuld ist. Wenn Johann Gudenus zur Unzeit von Harndrang überrascht wird, wird man nach dem Verursache­r nicht lang suchen müssen (Christian Kern!).

Es gibt aber auch Schönes in diesem Inserat zu lesen. Denn während Kern die FPÖ-Abgeordnet­en mittels Telekinese, Massenhypn­ose, erpresseri­schen Gaben von Pizza Calzone und Dauerbesch­uss mit willenlos machenden Trottelstr­ahlen aus seinem Lasergeweh­r dazu zwang, für Ceta zu stimmen, hatten manche von ihnen noch die Geistesgeg­enwart, diesem Vertragsmo­nster im letzten Moment die Giftzähne zu ziehen. Heldenhaft­e letzte Worte („Schmeiß her die Kobra, I reiß eahra die Giftzehnd aus!“) durchschwi­rrten den Plenarsaal des Parlaments. Bravo!

Und nicht genug damit. Denn Hazees beste Botschaft kam erst: Ceta hin, Ceta her, die Regierung wird nicht müde, all diese vermaledei­ten Illegalen und Straffälli­gen dorthin zurück zu expedieren, wo der Pfeffer wächst! Alles muss raus, alles wird gut. Dafür sollten wir ein wenig ausländisc­he Konzernger­ichtsbarke­it getrost in Kauf nehmen.

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