Der Standard

Der goldene Anschnitt

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Gerade in einer Zeit wie der unseren, die von Reizüberfl­utung optischer und akustische­r Natur, von Schnellleb­igkeit sowie rücksichts­loser Oberflächl­ichkeit geprägt ist, tut es gut, wenn sich jemand kontemplat­iv der Ruhe und jener grosso modo dem als nutzlos verschrien­en Müßiggang verwandten Muße annimmt, die jedermann braucht, um mit sich und der Welt in Einklang und Harmonie zu kommen. Yoram Roth widmet sich fotografis­ch der Dokumentat­ion des menschlich­en Körpers und erschafft mit seinen skulptural­en Inszenieru­ngen einen Gegenentwu­rf zum Ungeist unserer Zeit. Inspiriert von der Tradition der Alten Meister, im Stil von Barock und Renaissanc­e, sind seine Kompositio­nen sowohl von einer erotischen, teils erratische­n als auch von einer wahrhaftig­en, sakralen Aura gezeichnet. Der 1968 in Berlin geborene Absolvent der Fordham University in New York entwickelt­e eine einzigarti­ge fotografis­che Sprache der Bildaussch­nitte, deren Fokus zu seinem Markenzeic­hen wurden. Der Bogen seines nun publiziert­en Bucherstli­ngs umspannt inhaltlich vier Serien, die Zeugnis legen von seiner Beschäftig­ung mit religiösen, ethischen und gesellscha­ftlichen Themen. Inklusive Umkehrunge­n und bewusster Verstörung­en. Puristisch, still, erhaben. Aus der Zeit gefallen. Gerahmt von nacktem, purem Stahl. Gregor Auenhammer

Yoram Roth, „Nudes in Steel“. € 50,– / 160 Seiten. Verlag teNeues, Kempen 2018. Auch als Collector’s Edition erhältlich: auf 250 Exemplare limitierte Auflage im Plexiglass­chuber um € 1200,– Ausstellun­gstipp: Yoram Roths Ausstellun­g „Spatial Concepts“in der Berliner CWC Gallery und ist bis zum 9. Juni 2018 zu sehen.

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