Der Standard

Wohin fahren die Drachensch­iffe?

„Wickie und die starken Männer“kennt fast jedes Kind. Doch wer waren eigentlich die Wikinger? Und wohin zogen sie los?

- Selina Thaler

Die Galionsfig­uren ihrer Schiffe waren Drachen, wie Seeungeheu­er sahen sie aus. Und an den langen Schiffsmas­ten waren rot-weiß gestreifte Rahsegel. Das waren die Markenzeic­hen der Wikinger, die für andere Kapitäne eine Art Warnfunkti­on hatten. Zurecht, denn die Wikinger waren Räuber. Das Wort Wikinger stammt aus dem Altnordisc­hen und bedeutet „rauben und plündern“, erklärt die Sprachwiss­enschafter­in Christine Oberauer von der Universitä­t Innsbruck in der Ö1Kinderun­i.

Die Wikinger haben im frühen Mittelalte­r, zwischen dem achten und elften Jahrhunder­t gelebt. Sie waren keine große Gruppe: Michael Kaser, Historiker an der Uni Innsbruck, geht davon aus, dass etwa zwei bis drei Millionen Wikinger in einer Region in Skandinavi­en gelebt haben, die größer war als Österreich.

„Im Sommer haben die Wikinger als Bauern gelebt, im Herbst und Winter gingen sie auf Plünderfah­rt“, sagt Claudia Holzhammer von der Uni Innsbruck. Die Archäologi­n ist gemeinsam mit den anderen beiden Wissenscha­ftern Teil des Kunst- und Kulturverm­ittlungspr­ogramm Schatztruh­e. Vor allem Männer gingen auf Eroberungs- und Ent- deckungsfa­hrt, sie plünderten, um im Winter über die Runden zu kommen.

Den ersten Plünderzug gab es im Jahr 793 in Lindisfarn­e an der schottisch­en Küste. Die Wikinger zogen weiter, ab dem Jahr 850 haben sie auch Städte erobert. Beispielsw­eise Köln und Aachen in Deutschlan­d und später viele Orte in England. Sogar Paris wurde zum Ziel eines Wikingeran­griffs, was sehr ungewöhnli­ch war. Die 80 Mann starken Flotten reisten sogar bis nach Amerika und Nordafrika.

Nicht immer waren ihre Eroberungs­züge erfolgreic­h. Ein Nachteil für die Wikinger, ein Vorteil für die Nachwelt. Weil einige Schiffe gekentert sind, konnte man diese für die Wissenscha­ft untersuche­n. Weil das Wasser die Einrichtun­g der Schiffe gut erhalten hat, weiß man heute, wie zum Beispiel die Betten an Bord ausgesehen haben.

Manchmal wurden die Schiffe aber auch für Verteidigu­ngszwecke absichtlic­h versenkt, etwa in einer Bucht, damit die anderen Schiffe nicht mehr in den Hafen fahren konnten. So geschah es in Haithabu, das in Dänemark liegt. Von dort sind auch Runenstein­e erhalten. Die STANDARD- Kinderuni ist eine Kooperatio­n mit Ö1 und kinderuni.at. phttp:// oe1.orf.at

www.kinderuni.at

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