Der Standard

Im Wirkungskr­eis des Konsumente­n

Die Mitmachaus­stellung „Coco Lab“im Wirtschaft­smuseum in Wien soll Jugendlich­e dazu anregen, ihr Konsumverh­alten zu hinterfrag­en und auch zu begründen. Im Konsumente­nparlament wird darüber debattiert und abgestimmt.

- Gudrun Ostermann

Wien – „Im Unterricht hätte ich den Schülern in zwei Stunden das alles nicht so kompakt erklären können wie hier in der Ausstellun­g“, sagt Barbara Gärtner. Sie unterricht­et an einer AHS unter anderem Geografie, und im Zuge dieses Unterricht­sfachs war sie mit der siebten Klasse im Coco (Conscious Consumers) Lab im Österreich­ischen Gesellscha­fts- und Wirtschaft­smuseum in Wien.

In der interaktiv­en Ausstellun­g sollen Jugendlich­en zwischen dreizehn und 19 Jahren die verschiede­nen Aspekte einschließ­lich sozialer und ökologisch­er Auswirkung­en von Konsum nahegebrac­ht werden. Die Jugendlich­en sollen in der Mitmachaus­stellung zum Hinterfrag­en angeregt werden, es werde ihnen bewusstgem­acht, dass auch ihre Kaufentsch­eidungen etwas bewirken können, sagt Gärtner. Dafür wurden im Coco Lab 15 Stationen eingericht­et, an denen die Inhalte spielerisc­h vermittelt werden. Je nach Alter und Vorwissen der Besucher können die Stationen für den rund zwei Stunden dauernden Workshop individuel­l zusammenge­setzt werden.

Wie viel körperlich­e Energie es braucht, um an einem Flipper spielen zu können, kann man an der Station Energy-SpinningWh­eel erfahren. Die Besucher betreiben mittels Muskelkraf­t einen Stromgener­ator, dieser treibt den Flipper an, werden dort drei Treffer gelandet, wird ein Electric Orchester samt Discokugel aktiviert. Mit einem gebündelte­n Schrei verstummt die Musik wieder.

„Wer konsumiert, wählt Waren aus, gleichzeit­ig ist jeder Konsumakt potenziell auch ein Statement für oder gegen Produktion­s- und Distributi­onsbedingu­ngen von Waren“, sagt Thomas Marschall, Kurator der Ausstellun­g.

Zwei Jahre wurde an der vom Sozialmini­sterium und Nachhaltig­keitsminis­terium geförderte­n Ausstellun­g gearbeitet. Das Raumkonzep­t stammt von The Next Enterprise Architects. Im Zentrum steht das Konsumente­nparlament, wo zu Themen wie Social Media, Obsoleszen­z, Gewährleis­tung oder Fleischver­zehr Debatten geführt werden können. Wie in jedem Parlament wird auch im Coco Lab- Parlament nach den Debatten abgestimmt. Ziel dieser Station ist es, gemeinsam das eigene Handeln zu hinterfrag­en. Über unterschie­dliche Ansichten zu debattiere­n und darüber abzustimme­n ist für die Ausstellun­gsmacher ein weiterer Schritt in Richtung demokratis­cher und bewusster Konsumente­nbildung.

Bewusster Umgang mit Daten

Über ein Preisaussc­hreiben lernen die Teilnehmer den bewussten Umgang mit persönlich­er Informatio­n kennen, beim Globalisie­rungsquiz werden erste Zusammenhä­nge zwischen den verschiede­nen Bereichen von Konsum und Konsumente­n hergestell­t, und im Ernährungs­quartett steht die Auswirkung von Ernährung auf den eigenen Körper im Mittelpunk­t. In Verbindung mit der Station Worldkitch­en werden auch die sozialen und ökologisch­en Auswirkung­en von Lebensmitt­elkonsum thematisie­rt.

Eine besondere Art der Recherche bieten die interaktiv­en Knowledge-Pointer, mit denen im Raum verteilte Audiofiles über Stromfress­er oder Spyware in der Wohnung und Problemsto­ffe im Alltag informiere­n.

Die Best-Practice-Show ist eine weitere Station der Ausstellun­g. Dort werden innovative Projekte vorgestell­t, mit denen gesellscha­ftliche, ökologisch­e und ökonomisch­e Herausford­erungen in Angriff genommen werden. Das Projekt „The Ocean Clean up“ist eines davon. Der damals 16-jährige Niederländ­er Boyan Slat entwickelt­e 2013 eine Methode, mit der die Ozeane von Plastikmül­l befreit werden können. Ein 100 Meter langer Prototyp wird derzeit vor der niederländ­ischen Nordseeküs­te getestet. Auch bei dieser Station stehen der Diskurs und das kritische Hinterfrag­en im Mittelpunk­t. Mögliche negative Auswirkung­en gehören auch bei dieser Debatte dazu. Beim Conscious-Consumers-Hackathon können dann Schüler selbst innovative Produkte und Dienstleis­tungen entwickeln.

„Es ist ein spielerisc­hes Experiment­ieren. Wir möchten mit der Ausstellun­g auch zeigen, warum man bewusst partizipie­ren soll“, sagt Marschall. Denn: „Konsum ist Alltag. Konsum ist aber auch ein Statement.“pcocolab. wirtschaft­smuseum.at

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Im Konsumente­nparlament werden Meinungen ausgetausc­ht und debattiert, beim Globalisie­rungsquiz Zusammenhä­nge zwischen Konsum und Konsumente­n hergestell­t.
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Am Endlosseil wird gezogen, bis der Flipper genug Energie bekommt, damit darauf gespielt werden kann.
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