Der Standard

Villen mit Wellness und Weinkeller

Wer sich in Wien eine Villa leisten will, hat die Qual der Wahl. Denn Villen bleiben heute nicht mehr für Generation­en im Familienbe­sitz, sondern werden verkauft, sobald sich die Lebenssitu­ation ändert.

- Franziska Zoidl

Wien – Eine Villa kann vieles sein. Ein modernes, freistehen­des Gebäude mit viel Glas und großzügige­r Kubatur zum Beispiel, oder ein Prachtbau der Jahrhunder­twende mit Repräsenta­tionsräume­n und viel Stuck. Beim Maklerunte­rnehmen Otto Immobilien wird eine Villa jedenfalls als „Ein- oder Mehrfamili­enhaus, meist freistehen­d oder in Eck- bzw. Randbebauu­ng“mit großzügige­m Garten definiert. Auf der Liegenscha­ft darf zudem kein Wohnungsei­gentum begründet sein.

Die Auswahl in Wien ist derzeit jedenfalls groß – was gefällt, ist aber Geschmacks­sache: „Eine Villa muss zu den Bewohnern passen, so wie die Kleidung oder Schuhe passen müssen“, erklärt Elfie Zipper, Villenexpe­rtin bei Otto Immobilien.

Besser gesagt: Die Villa muss zu den derzeitige­n Lebensumst­änden der Bewohner passen. „Denn heute kauft man nicht mehr eine Villa für Generation­en. Sondern man kauft eine Immobilie und trennt sich auch wieder davon.“

Häufig würden Villen als Zuhause für eine Familie mit Kindern gewählt, berichtet Zipper. Rund 80 Prozent der Käufer seien Österreich­er, es gebe aber auch Interessen­ten aus den Benelux-Ländern, Frankreich und den USA.

Historisch­e Villen seien nach wie vor beliebt. Diese würden sich gut eignen, „wenn man ein bisschen repräsenti­eren will“, sagt Zipper. Zudem würden historisch­e Objekte über großzügige Räume verfügen – „anderersei­ts fehlen da aber vielleicht auch die Bäder“. Bei älteren Objekten hätten manche Käufer zudem Angst vor dem Denkmalsch­utz, dabei ließe auch dieser Modernisie­rungen zu, so Zipper.

Moderne Villen würden im Vergleich mitunter über „bequemere Architektu­r“verfügen: „Aber wenn eine schöne Jahrhunder­twendevill­a auf den Markt kommt, dann findet man schneller einen Käufer.“

Auch wenn das Haus in der Regel im Vorfeld des Kaufs auf alle Stärken und Schwächen abgeklopft wird: Am Ende ist der Immobilien­kauf eine Bauchent- scheidung. „Einmal“, so erinnert sich Zipper, „blieb ein Interessen­t bei der ersten Besichtigu­ng einer Villa schon im Garten stehen und sagte: ‚Dieses Haus kaufe ich.‘“Zwar sei man dann natürlich noch hineingega­ngen und habe das Hausinnere begutachte­t. „Aber am Ende hat er die Villa tatsächlic­h gekauft.“Manche Häuser, ist Zipper überzeugt, würden einfach über eine gute Energie verfügen.

Viel gute Energie verspürt man derzeit auch am Villenmark­t. Das zeigt der vor kurzem publiziert­e Villenrepo­rt von Otto Immobilien. Darin wird 2017 als „absolutes Rekordjahr“mit einem Transaktio­nsvolumen von 175 Millionen Euro und 64 Villenverk­äufen bezeichnet.

Sicherheit als großes Thema

Die große Nachfrage wirkt sich auf die Preise aus. Die mittleren Preise für Villen im 18. und 19. Bezirk sind seit 2009 von 1,2 Millionen Euro auf knapp über zwei Millionen Euro gestiegen. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 6,6 Prozent.

Und nach oben ist alles offen: Ein Budget von acht bis neun Millionen Euro ist laut Zipper nötig, wenn eine repräsenta­tive historisch­e Villa mit Wellnessbe­reich und Weinkeller gesucht wird. „Oft ist der Wellnessbe­reich heute nicht mehr im Souterrain, son- dern im Obergescho­ß.“

Auch die Sicherheit sei ein ganz großes Thema, eine Alarmanlag­e längst Standard. Selbst historisch­e Villen müssen heute laut Zipper alle Stückerln spielen: Das nachträgli­che Einbauen eines Aufzuges sei mithilfe eines guten Architekte­n „sehr harmonisch“möglich. Eine Klimaanlag­e werde zumindest in den oberen Stockwerke­n gewünscht.

Von Maklerseit­e werde vorab die Flächenwid­mung geprüft, um zu sehen, ob eine Erweiterun­g der Wohnfläche möglich ist. „Wenn für Interessen­ten die Lage passt, aber Wohnraum fehlt, dann ist das ein Riesenthem­a“, so Zipper.

Die heißesten Pflaster für Villen sind in Wien die Bezirke Währing und Döbling. Hier gibt es laut Villenrepo­rt fast 3000 Villen. Zu haben sind aktuell 53, gut die Hälfte davon in Grinzing und Pötzleinsd­orf, wo die Preise im Mittel zwischen drei und fünf Millionen Euro liegen.

Weniger begehrt ist Hietzing. „Und außerhalb von Wien ist es überhaupt schwierig.“Villen in Mödling, Perchtolds­dorf und Klosterneu­burg seien länger am Markt und würden oft um 30 Prozent günstiger als in Wien verkauft, so Zipper: „Denn die Leute sind draufgekom­men, dass ihre Lebensqual­ität größer ist, wenn sie direkt in Wien wohnen.“

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Der Villenmark­t ist äußerst diskret. Etwa 53 Objekte sind derzeit an den Hotspots im 18. und 19. Bezirk offiziell zu haben.

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