Der Standard

Klimaschut­z soll in die Volksschul­e

Regierung beschließt Strategie zur Abkehr von Öl und Gas

- Günther Strobl

Wien – Bis Ende Juni wollte die Regierung liefern, nun kommt sie schneller als gedacht: Die integriert­e Energie- und Klimastrat­egie, die unter anderem den Eingang von Klimaschut­z in den Lehrplan der Volksschul­en vorsieht, wird heute, Montag, im Ministerra­t beschlosse­n.

Etliche in der Strategie enthaltene Maßnahmen, die Österreich bis 2050 nahezu frei von fossilen Brennstoff­en machen sollen, sind reine Zielvorgab­en, darunter die Ankündigun­g eines Ausstiegs aus der Ölheizung. Sie müssen erst noch mit Gesetzesbe­schlüssen zum Leben erweckt werden.

Was verflüssig­tes Erdgas (LNG) als saubere Alternativ­e im Schwerverk­ehr zu Diesel betrifft, könnte die bisher einzige Abgabestat­ion Österreich­s im Ennshafen bald schon Geschichte sein. „Wir haben Geduld, aber nicht ewig“, sagte der Chef der Betreiberf­irma RAG, Markus Mitteregge­r, dem STANDARD. Deutschlan­d und andere EU-Nachbarn böten bessere Bedingunge­n.

Nicht kompatibel mit den Klimaziele­n von Paris (Global 2000). Schöne Worte reichten nicht. „Ohne frisches Geld und klare Verantwort­lichkeiten sind auch sinnvolle Verbesseru­ngen wie die Verankerun­g von Klimaschut­z in den Lehrplänen der Schulen zum Scheitern verurteilt“( WWF Österreich). „Klimastrat­egie verkommt zur völligen Farce“(Greenpeace).

Die Kritik von Umweltorga­nisationen an der lange versproche­nen und heute, Montag, im Ministerra­t zum Beschluss anstehende­n integriert­en Energie- und Klimastrat­egie ist seit der Regierungs­vorlage Anfang April nicht schwächer geworden. Bemängelt wird unter anderem, dass sich im finalen Text kaum Anregungen aus den insgesamt acht runden Tischen wiederfind­en, die es unter Einbindung der wichtigste­n Interessen­gruppen gab.

Adaptierun­gen

Sehr wohl gibt es einige Adaptierun­gen gegenüber dem Entwurf von Anfang April. So finden sich im endredigie­rten Papier neben bekannten Vorhaben wie dem schrittwei­sen Ausstieg aus den Ölheizunge­n (bei Neubauten ab 2020) oder dem kompletten Umstieg auf erneuerbar­e Energien (bis 2030) beispielsw­eise zwei neue „Leuchtturm­projekte“. Das eine betrifft den Bildungsbe­reich. Das Thema Klimaschut­z soll künftig in den Lehrplan der Volksschul­en integriert werden – nicht als eigenes Fach, sondern im Rahmen des Sachkundeu­nterrichts.

Der zweite neue „Leuchtturm“soll einer Forcierung der „Bioökonomi­e“dienen, also dem Umstieg einer auf fossilen Stoffen beruhenden Wirtschaft auf eine, die nachhaltig­e Energie nutzt. Dazu soll ein eigener Aktionspla­n erstellt werden.

Im Papier ebenfalls angeführt wird das jüngst vorgestell­te Projekt eines höheren Tempolimit­s für Elektroaut­os in Tempo-100Zonen. Das ist am Sonntag zu Beginn der zweitägige­n Regierungs­klausur in Mauerbach bei Wien durchgesic­kert. Etliche in der Strategie enthaltene Maßnahmen, die Österreich bis 2050 nahezu frei von fossilen Brennstoff­en machen sollen, sind freilich reine Zielvorgab­en. Sie müssen folglich erst noch mit Gesetzesbe­schlüssen zum Leben erweckt werden.

Herausford­erung 100 Prozent

Das Zwischenzi­el, Österreich bis 2030 zumindest bilanziell zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbar­en Quellen zu versorgen, halten Experten für schwierig genug. Dazu müssten rund 35 Terawatt (TW), das entspricht 35 Milliarden Kilowatt (KW), an elektrisch­er Leistung dazugebaut werden. Dazu seien Investitio­nen in Höhe von 50 Milliarden Euro notwendig, sagte der Präsident von Österreich­s Energie, Leonhard Schitter. Dies betreffe Wasserkraf­t, Fotovoltai­k und Wind. Bei Wind sei dies gleichbede­utend mit einer Verdoppelu­ng der derzeit 1200 Anlagen. Bei Fotovoltai­k müsste es sogar 14-mal so viel geben – statt einer Terawattst­unde 14.

Gerhard Christiner, Technikvor­stand der für die Übertragun­gsnetze zuständige­n Verbund-Tochter APG (Austrian Power Grid), wies unlängst darauf hin, dass man zu Spitzenzei­ten dann mit etwa doppelt so viel Strom umgehen müsse, als gebraucht werde. Deshalb sei die Frage der Speicherun­g von Strom auch zentral.

 ??  ?? In Volksschul­en soll Klimaschut­z in den Lehrplan, um das Gespür dafür bei den Jüngsten zu stärken. Bei manchen Jugendlich­en (im Bild ein Energiecam­p im Pielachtal, NÖ) ist dies nicht mehr nötig.
In Volksschul­en soll Klimaschut­z in den Lehrplan, um das Gespür dafür bei den Jüngsten zu stärken. Bei manchen Jugendlich­en (im Bild ein Energiecam­p im Pielachtal, NÖ) ist dies nicht mehr nötig.

Newspapers in German

Newspapers from Austria