Der Standard

Burgenland profitiert von EU-Budget

Die EU-Kommission will diese Woche weitere Detailvors­chläge zum Budgetrahm­en für 2021 bis 2027 vorlegen. Bei der Regionalfö­rderung könnte das Burgenland von den neuen Förderkrit­erien unerwartet profitiere­n.

- Thomas Mayer aus Straßburg

„Erfolgreic­he EU-Gelder“, übertitelt­e die Burgenländ­ische Volkszeitu­ng (BVZ) vergangene Woche einen Artikel, in dem die wirtschaft­liche Entwicklun­g des früheren (armen) Ziel-1-Gebietes seit dem EU-Beitritt 1995 geschilder­t wird. So werden Regionen bezeichnet, die von Brüssel Meistbegün­stigung bekommen, weil die Bevölkerun­g weniger als 75 Prozent der Wertschöpf­ung pro Kopf im EU-Durchschni­tt verdient.

Davon ist das Burgenland nach einem starken Aufschwung vor allem im Norden inzwischen weit entfernt. 1,5 Mrd. Euro an Subvention­en aus Brüssel flossen seit 1995 in diese Ostregion, davon 985 Millionen Euro bis 2006 als Ziel-1Subventio­n, 440 Mio. in der Phasing-out-Periode bis 2013. Seit 2014 gilt das Burgenland als „Übergangsr­egion“, soll aus dem sieben Jahre laufenden mittelfris­tigen EUBudgetra­hmen bis Ende 2020 noch einmal 270 Mio. erhalten, samt nationaler Kofinanzie­rung.

Mit dem neuen EU-Finanzrahm­en 2021 bis 2027, den die Kommission Anfang Mai präsentier­te, drohte dem Burgenland (wie auch anderen Regionen) ein Abbruch des gewohnten Geldflusse­s.

Das könnte sich nun ändern, sollte sich EU-Budgetkomm­issar Günther Oettinger mit Vorschläge­n für neue Vergabekri­terien bei der Regionalfö­rderung durchsetze­n. Wie berichtet, ist sein Budgetrahm­enplan heftig umstritten, obwohl bzw. weil er bei Agrar- und Regionalfö­rderung jeweils rund sechs Prozent kürzen will. Die Kommission will aber eine Anhebung des Gesamtetat­s. Vor allem die Gruppe der kleinen Nettozah- lerländer um Österreich, Schweden und die Niederland­e verlangt ein striktes Sparkonzep­t, mehr Geld für Sicherheit und Forschung. Würde man eine strikte lineare Kürzung bei der Regionalfö­rderung umsetzen, drohte Österreich nach Informatio­nen des Standard ein Minus von 32 Prozent. In absoluten Zahlen geht es um 1,3 Milliarden Euro aus dem Budgetrahm­en von 2013 bis 2020. Oettinger möchte die seit dem EUGipfel in Berlin 1999 festgelegt­en Vergabekri­terien qualitativ verändern. Es soll nicht mehr vor allem nach den am Bruttonati­onaleinkom­men orientiert­en Indikatore­n gehen. Zusätzlich sollen neue Kriterien eingeführt werden, wie Bildungsni­veau, Leistungen für Migranten, Maßnahmen gegen Treibhausg­asemission­en etc.

Speziell das Burgenland könnte doppelt profitiere­n, etwa als Übergangsr­egion bestätigt werden, auch wenn das Durchschni­ttseinkomm­en über 90 Prozent des EUDurchsch­nitts läge: „Kommt die revidierte Fassung von Oettinger, würde Österreich­s Anteil von 1,3 Milliarden Euro bestätigt“, sagt ein Experte. Also kein Verlust. Österreich­s Bauern drohen scharfe Kürzungen. Was die Kommission in Straßburg vorlegt, sind aber erste Entwürfe, über die die Staaten nun streiten werden. Ein Abschluss vor den EU-Wahlen 2019 ist unwahrsche­inlich.

Oettinger wird einen Vorschlag zur Erhöhung der EU-Eigenmitte­l vorlegen, die „Plastikste­uer“. Länder sollen auf Plastikmül­l aus Sackerln, Flaschen oder Besteck eine eigene Steuer einheben können und davon 80 Cent pro Kilogramm ins EU-Budget abliefern.

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Genussregi­on Burgenland: Dank EU-Subvention­en hat das Land seit EU-Beitritt 1995 stark aufgeholt, mit etwas Glück geht Förderung weiter.

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