Der Standard

EU-Institutio­nen setzen im Fall Italien auf Gelassenhe­it und auf Zeit

Deutsche Kanzlerin Merkel hofft auf stabile Verhältnis­se und eine enge Zusammenar­beit mit den europäisch­en Partnern

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Brüssel/Berlin – Mit Erleichter­ung und neuer Hoffnung, dass Italien doch nicht mit einer von zwei EUskeptisc­hen Parteien getragenen Regierung auf Anti-EU-Kurs gehen wird, reagierte man in den EU-Institutio­nen auf die turbulente­n Ereignisse in Rom. Der designiert­e Premiermin­ister Carlo Cottarelli hatte versichert, dass die Euromitgli­edschaft Italiens von „fundamenta­ler Bedeutung“sei. Bereits vergangene Woche fiel auf, dass der Vizepräsid­ent der Kommission, Valdis Dombrovski­s, Rom mit milden Worten daran erinnert hatte, die vereinbart­en Ziele in der Fiskalpoli­tik einzuhalte­n.

Montag meldete sich die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini nach dem Platzen der Koalition in Rom als Erste zu Wort. Sie habe „volles Vertrauen“in die Verfassung ihres Landes, befürchte kei- ne Destabilis­ierung, die auf die Union überschwap­pen könnte. Brüssel setzt auf Zeit und Gelassenhe­it. Staatspräs­ident Sergio Mattarella wisse, was er tue, sagte Jean Asselborn aus Luxemburg beim EU-Außenminis­tertreffen.

Stabile Verhältnis­se – auf diese hofft auch die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Ihr Sprecher Steffen Seibert betonte am Montag: „Italien ist uns ein wichtiger Freund und Partner.“Wichtig sei eine „gute, möglichst enge Zusammenar­beit unter europäisch­en Partnern.“Die Sorge, dass die Zustände in Italien die EU-Reform verzögern könnten, nehme man in Berlin „zur Kenntnis“. An Spekulatio­nen daran will man sich aber nicht beteiligen.

Allerdings ist ohnehin offensicht­lich: Mit konkreten Antworten oder Vorschläge­n auf die Ideen des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron hat sich Merkel noch nicht hervorgeta­n. Die Linke sieht Merkel in der Verpflicht­ung, Italien wieder auf die Beine zu helfen. Es gelte die „Binnenwirt­schaft zu stärken, statt EUPartner weiter zu demütigen“,sagt Fraktionsv­ize Fabio De Masi. Die deutsche Wirtschaft ist erleichter­t, dass der teure Koalitions­vertrag vom Tisch ist. (tom, bau)

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