Der Standard

Streikakti­on brasiliani­scher Trucker zwingt Präsident in die Knie

Staatsober­haupt Temer verkündete Senkung und Deckelung des Dieselprei­ses – Blockaden lösen sich erst langsam auf

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– Brasiliens Präsident Michel Temer hat am Sonntag den Forderunge­n der seit einer Woche streikende­n LkwFahrer nachgegebe­n. Angesichts der Lähmung der Wirtschaft durch die Straßenblo­ckaden sagte Temer einer Senkung des Dieselprei­ses zu. Der Preis pro Liter, der am Samstag im Schnitt noch bei knapp 3,8 Real (0,89 Euro) lag, werde um 0,46 Real gesenkt, sagte Temer. Dies entspricht einer Senkung um rund zwölf Prozent.

Der weltweit im Steigen befindlich­e Dieselprei­s soll nun in Brasilien für 60 Tage eingefrore­n werden und danach nur noch monatlich neu festgelegt werden und nicht mehr täglich, wie zuvor. Dem staatliche­n Ölkonzern Petrobras war 2016 erlaubt worden, die Dieselprei­se selbst festzulege­n. Der Staat will dem Konzern die Einnahmeve­rluste ersetzen. Präsident Temer ging auch auf weitere Forderunge­n der Lkw-Fahrer ein, allen voran eine Senkung von bestimmten Mautgebühr­en.

Leere Regale und Tanks

Die Straßenblo­ckaden führten im fünftgrößt­en Flächenlan­d der Erde aufgrund der stockenden Güterverte­ilung zu gravierend­en Einschnitt­en. Supermärkt­e und Tankstelle­n hatten keinen Nachschub mehr, die komplette brasiliani­sche Autoindust­rie musste ihre Produktion stoppen. Nicht nur Privatpers­onen, auch Polizei, Feuerwehr und Krankentra­nsporter waren mit akuten Spritengpä­ssen konfrontie­rt.

Die Regierung hatte sich am Donnerstag­abend zunächst noch mit Vertretern der Trucker darauf geeinigt, dass die Fahrer ihre Blockaden für 15 Tage aussetzen. Am Freitag gingen die Proteste jedoch weiter, woraufhin Staatspräs­ident Temer drohte: „Die Regierung wird den Mut haben, ihre Autorität zu zeigen, um das brasiliani­sche Volk zu schützen.“Er wies daraufhin die Sicherheit­skräfte und Armee des Landes an, die Straßenspe­rren aufzulösen.

Die Streikende­n ließen sich vorerst jedoch nicht von ihrem Protest abbringen, ignorierte­n großteils die Verhandlun­gslösungen in der Hauptstadt, und so konnten nur wenige Tanklastwa­gen unter Polizei- oder Armeeschut­z die Raffinerie­n verlassen. (AFP, red)

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Die Trucker legten binnen einer Woche Brasiliens Infrastruk­tur lahm. Rio de Janeiro / Wien

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