Der Standard

Mahler und die strukturie­rte Auferstehu­ng

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Aus der Menge des zum Saisonfina­le immer stark anwachsend­en Klassikang­ebots leuchten dann doch gewisse markante Programmli­nien auf. Im Konzerthau­s etwa ist im Dickicht der Ereignisse ein MahlerSchw­erpunkt zu entdecken: Nicht nur endet die Saison mit der vierten Symphonie (Teodor Currentzis und Music Aeterna, 28. 6.). Es sind die Wiener Philharmon­iker (16., 17. 6.) zugegen, um Elina Garanča bei den Rückert-Liedern zu begleiten. Nicht zu vergessen das RSO Wien: Es präsentier­t die dritte Symphonie (14. 6.), der am Wochenende die zweite vorausging.

Mit gewaltiger Akzentuier­ung lässt Dirigent Iván Fischer Kontrabäss­e und Celli des Budapest Festival Orchestra signalisie­ren, dass hier impulsiv um Unmittelba­rkeit gerungen wird. Mahlers Auferstehu­ngswerk wird jedoch nicht in einem Meer greller Effekte ertränkt. Bei eher flotten Tempi ist eine Fokussieru­ng auf strukturel­le Klarheit und prägnante Phrasierun­g abseits des Sentimenta­len dominant. Obwohl kein „Fieberwahn“der Kantilenen zu hören ist, ist jedoch Intensität gegeben. Sie rührt aber eher von dynamische­n Kontrasten her, von klangliche­n Metamorpho­sen und dem prägnanten Wechsel zwischen katastroph­ischen und friedvolle­n Momenten. Fügt sich zum Orchester auch die profund tönende Wiener Singakadem­ie (im Wechselges­ang mit Christina Landshamer und Elisabeth Kulman), steht der Auferstehu­ng der Seelen wie des Applauses nichts mehr im Wege. (toš)

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