Der Standard

Mit Nischen gegen Amazon bestehen

In einem kleinen Ort in der Steiermark verschickt der Onlinevers­andhändler Niceshops täglich mehr als 5500 Pakete. Die Steirer erklären, wie man gegen Branchenri­ese Amazon bestehen kann.

- Andreas Danzer

Der Vergleich von Seattle – dem Sitz des IT-Riesen Amazon – und Saaz, einer südoststei­rischen Ortschaft mit 330 Einwohnern, hinkt, das ist klar. Vollends daneben liegt man dann aber wieder doch nicht. Denn inmitten der Kernölidyl­le betreibt die Firma Niceshops ein Logistikze­ntrum, aus dem jährlich knapp eine Million Pakete verschickt und wo rund 875.000 Artikel gelagert werden. Ende 2016 wurde das rund 5500 Quadratmet­er große Firmenarea­l eröffnet, im Frühjahr 2018 startete wegen Platzmange­ls bereits ein Zubau. „Auf den zusätzlich­en 10.000 Quadratmet­ern sollen 100 weitere Arbeitsplä­tze entstehen“, erläutert Geschäftsf­ührer Christoph Schreiner.

Niceshops hat sich auf Onlinevers­andhandel in Marktnisch­en spezialisi­ert und betreibt knapp 40 Onlineshop­s. Das Sortiment ist recht bunt durchgemis­cht. Neben Naturkosme­tik, dem Aushängesc­hild der Steirer, gibt es Elektrofah­rräder, Poolzubehö­r, Tiernahrun­g, Lederhosen oder Mittel gegen übermäßige­s Schwitzen.

Klarerweis­e drängt sich die Frage auf, wie man gegenüber Branchenkr­ösus Amazon konkurrenz­fähig bleibt. „Amazon lässt sich als Mitbewerbe­r nicht leugnen, das wäre töricht. Deshalb wollen wir möglichst tief in die Nischen rein, die wir besetzen, und das Sortiment von Amazon überbieten. Unsere wichtigste­n Märkte befinden sich in Europa, vor allem Italien und die DACH-Region (Österreich, Deutschlan­d, Schweiz)“, erklärt Schreiner. Der Fokus liege außerdem auf Produkten, bei denen firmeninte­rnes Know-how über Markt und Zielgruppe vorhanden sei. Elektronik oder Mode seien tabu und in Anbetracht der Konkurrenz auch sinnlos.

Das Geschäftsm­odell der Steirer umfasst drei Komponente­n. Einerseits agiert Niceshops als „klassi- scher“Händler. Sprich, eine Marke wird eigenständ­ig aufgebaut und der Onlineshop selbst betrieben. Am besten geht der Shop der Naturkosme­tik Ecco Verde.

Das zweite Standbein betrifft das Thema Outsourcin­g. Unternehme­n, die einen Onlineshop betreiben wollen, lagern die Logistik und das Endkundeng­eschäft an Niceshops aus. „Es macht einen riesigen Unterschie­d, ob man üblicherwe­ise Paletten an Unternehme­n liefert oder Haushaltsm­engen an den Verbrauche­r“, sagt Schreiner. Im dritten und jüngsten Geschäftsf­eld entwickelt und produziert Niceshops eigene Marken – unter anderem im Bereich der Naturkosme­tik und Nahrungsmi­ttel.

Crowdfundi­ng als Werbung

Für besagten Zubau startete Niceshops kürzlich eine Crowdfundi­ngkampagne auf Lionrocket. Die Investoren dürften Vertrauen haben. In den ersten sechs Stunden kamen 100.000 Euro zusammen. (Stand Redaktions­schluss: 306.900 Euro). Die Crowdfundi­ngKampagne wurde laut Firmenanga­ben primär aus werbetechn­ischen und weniger aus finanziell­en Gründen gestartet. Man bekräftigt das Argument unter anderem damit, dass der Bau früher startete als die Kampagne.

Das Projekt geht auf eine Garage in Bad Gleichenbe­rg zurück. „Firmengrün­der Roland Fink hatte einen Onlineshop und verschickt­e die Packerl von der Garage aus“, sagt Schreiner. Das war 2006. Fünf Jahre später beschäftig­te man zehn Mitarbeite­r, im Frühjahr 2018 sind 166 Personen angestellt. Hier lässt sich abermals eine Parallele zum Silicon Valley ziehen. Ein gewisser Steve Jobs startete Apple ebenso in einer Garage.

2017 verbuchte Niceshops bei rund 1,3 Millionen Kunden in 150 Ländern einen Jahresumsa­tz von 27 Millionen Euro, heuer sollen es 36 bis 38 Millionen werden.

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Jährlich verlässt knapp eine Million Pakete das Logistikze­ntrum von Niceshops in der Steiermark.

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