Der Standard

Nicht genügend in Mathe

- Petra Stuiber

Die Mathematik­matura soll überdacht werden, weil die Ergebnisse in diesem Jahrgang besonders grottensch­lecht waren. „Zu viele Texträtsel“, sagen die Elternvert­reter. „Vielleicht zu ausführlic­he Textaufgab­en“, sagt auch der zuständige Bildungsmi­nister. Also sollen die Angaben für die Zentralmat­ura überdacht werden, kürzere Angaben, weniger Verwirrung – und schon sinken die Nicht genügend von mehr als 18 wieder auf knapp elf Prozent. Alles wieder gut, oder?

Selbst wenn die Statistike­n dann wieder stimmen sollten: Nichts ist dadurch besser. Einer von zehn Maturanten in Österreich scheitert dann doch wieder, zumindest im ersten Anlauf, an Mathematik und kann seine Schullaufb­ahn nicht abschließe­n. Da ist noch gar nicht berücksich­tigt, wie viele Schülerinn­en und Schüler schon auf dem Weg zur Matura mathematis­ch steckenble­iben.

An viel zu vielen Schulen wird in viel zu vielen Fällen den Schülerinn­en und Schülern der Stoff auf eine Weise vermittelt, die eher nicht das Verständni­s, sondern nur die Gedächtnis­leistung fördert. Es wird mehr auswendig gelernt als logisch abgeleitet. Das liegt zu einem Gutteil nicht daran, dass es den Schülern egal wäre oder die Lehrer aufgegeben hätten – oder umgekehrt.

Wie man Lehrstoff so vermittelt, dass er Interesse weckt – und dadurch auch hängenblei­bt –, wird den angehenden Lehrern in ihrer Ausbildung kaum beigebrach­t. Wer das Lehren trotzdem gut beherrscht, ist entweder ein Naturtalen­t oder hat sich dies selbst auf die harte Tour – Learning by Doing – allein erarbeitet.

Der Erwerb pädagogisc­her Fähigkeite­n hat in der Lehrerausb­ildung einen viel zu geringen Stellenwer­t. Das ist bei jenen, die an den Pädagogisc­hen Hochschule­n zu Volks- oder Mittelschu­llehrern ausgebilde­t werden, ein wenig besser. Für AHS und BHS schaut es freilich genauso düster aus wie vor 30 Jahren. Bei künftigem Lehrperson­al, das an den Universitä­ten studiert, wird zwar die fachliche Kompetenz geschult – Pädagogik ist aber bei weitem nicht so wichtig.

Das führt dazu, dass Lehrer für die Herausford­erungen, die ihnen im Schulallta­g begegnen, kaum gerüstet sind. Dies führt wiederum zu Überforder­ung und Frustratio­n bei Lehrern und Schülern. Darüber sollte man im Bildungsmi­nisterium auch einmal nachdenken, wenn man über schlechten Matheergeb­nissen brütet.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria