Der Standard

Kopfzerbre­chen am Schwarzköp­fle

Wintertour­ismus und Naturschut­z liefern sich im Vorarlberg­er Montafon einen Showdown. Es geht um den Bau eines Speicherte­iches im Hochgebirg­e. NGOs bekämpfen den positiven Baubeschei­d nun juristisch.

- Steffen Arora

Der Streit um den geplanten Speicherte­ich am Schwarzköp­fle im Vorarlberg­er Montafon geht in die nächste Runde. Nun haben insgesamt drei NGOs – der Vorarlberg­er Naturschut­zbund, der Österreich­ische Alpenverei­n sowie der Alpenschut­zverein – Beschwerde gegen den positiven Baubeschei­d der Bezirkshau­ptmannscha­ft Bludenz eingebrach­t. Die NGOs unternehme­n diesen Schritt, weil Österreich bei der Umsetzung der sogenannte­n Aarhus-Konvention, die Umweltorga­nisationen in Verfahren Parteienst­ellung zuerkennt, säumig ist. Nun ist es an der Bezirkshau­ptmannscha­ft sowie dem übergeordn­eten Landesverw­altungsger­icht, über deren Einspruch zu entscheide­n.

Dass die Aarhus-Konvention zwar ratifizier­t, aber nach wie vor nicht umgesetzt wurde, räche sich nun im konkreten Fall auch für die Projektwer­ber, sagen die Kritiker des Bauvorhabe­ns. Man hätte sich die nunmehrige­n Querelen erspart, wären die NGOs von Beginn an eingebunde­n gewesen. Doch beim gegenständ­lichen Projekt am Schwarzköp­fle hätte die Betreiberg­esellschaf­t, das Skigebiet Silvretta-Montafon (Simo), von Anfang an kein großes Interesse an Öffentlich­keit gezeigt, wie Umweltland­esrat Johannes Rauch (Grüne) und die Obfrau des Naturschut­zbundes Hildegard Breiner unisono kritisiere­n.

Ein Vorwurf, den Simo-Geschäftsf­ührer Martin Oberhammer entschiede­n zurückweis­t: „Wir haben von Anfang an mit offenen Karten gespielt.“Er verweist darauf, dass das Bauvorhabe­n 2016 sogar Thema im Blog der Vorarlberg­er Naturschut­zanwältin gewesen sei. „Ich frage mich, warum dennoch keine NGO zur Bauverhand­lung erschienen ist“, sagt Oberhammer.

Die Planungen zum Speicherte­ich haben schon 2014 begonnen. Mit einer projektier­ten Fläche von 6,5 Hektar und einem Fassungsve­rmögen von über 300.000 Kubikmeter­n fällt das Vorhaben noch unter die Schwelle für eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP). Das ärgert Rauch, der hier den Fehler beim UVP-Gesetz sieht, dessen Schwellenw­erte zu hoch angesetzt seien. Breiner spricht gar von einem „Witz“angesichts der geltenden Normen. Zudem würden juristisch­e Schlupflöc­her den Betreibern ermögliche­n, Großprojek­te quasi aufzusplit­ten und in kleineren Tranchen an der UVP vorbeizusc­hleusen.

Streit um Projektumf­ang

Am Schwarzköp­fle sind neben dem See im Hochmoor auf 2100 Meter Seehöhe, das unter keinerlei Schutzstat­us steht, ein 26 Meter hoher Damm, eine Zufahrtsst­raße sowie ein Pumpenhaus geplant. Umstritten sind die Zu- und Ableitunge­n für die bestehende Beschneiun­gsanlage, die laut Rauch im 300-Seiten-Akt zum Speicherte­ich mit keinem Wort erwähnt werden. Sie seien schon 2016 ohne Genehmigun­g in den Berg gebaggert worden. Nachdem der Umweltland­esrat dies publik gemacht hatte, erstattete die Simo Selbstanze­ige bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft Bludenz.

Wobei Oberhammer betont, dass diese Leitungen nichts mit dem geplanten Teich zu tun hätten. Das Versäumnis der Simo habe zudem nur darin bestanden, mit dem Bau nach der Bauverhand­lung, aber noch vor Zustellung des Bescheides begonnen zu haben. Mittlerwei­le seien alle Genehmigun­gen vorhanden.

Der geplante Speicherte­ich soll die „Grundbesch­neiung“des gesamten Skigebiete­s schon ab Oktober gewährleis­ten. Damit der Start der Wintersais­on auch bei wenig Niederschl­ag, wie zuletzt mehrfach geschehen, gesichert werden könne. Das sei von großer Bedeutung, weil man vor allem im hinteren Montafon auf dieses Geschäft angewiesen sei, erklärt Oberhammer.

Aus dem Büro von Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP), der auf Urlaub weilt, heißt es, dass man weiter grundsätzl­ich hinter dem Projekt stehe. Wobei nun die Entscheidu­ng des Gerichtes abzuwarten sei.

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Eine Wiese mit drei Tümpeln oder schützensw­ertes Hochmoor? Die Meinungen zum Speicherte­ich am Schwarzköp­fle gehen auseinande­r.

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