Der Standard

Kursanstie­g statt Plastikabf­all

Das Problembew­usstsein für Plastikmül­l nimmt zu, die EU-Kommission will unnötige Kunststoff­e aus dem Wirtschaft­skreislauf bannen. Einige Firmen sollten davon profitiere­n, darunter auch Lenzing.

- Alexander Hahn

Der Anstieg der weltweiten Plastikerz­eugung in den vergangene­n Jahrzehnte­n war gewaltig: Zur Mitte des 20. Jahrhunder­ts wurden gerade einmal 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff­e pro Jahr produziert, im Jahr 2016 waren es bereits 335 Millionen. Diesem Anstieg entspreche­nd ist auch die Verschmutz­ung durch diese Erzeugniss­e zum Problem geworden. Laut der britischen Investment­gesellscha­ft Jupiter werden 95 Prozent aller Plastikver­packungen bloß einmal verwendet, womit anschließe­nd ein Gegenwert von 70 bis 105 Milliarden Euro jedes Jahr auf den Müll wandere. Dazu kommen mögliche negative Auswirkung­en des Plastikmül­ls auf die öffentlich­e Gesundheit.

Obwohl die Produktion in Europa schon länger bei rund 60 Millionen Tonnen pro Jahr stagniert, hat sich die die EU-Kommission dem Problem gewidmet und ist mit dem Vorschlag eines weitreiche­nden Plastikver­bots vorgepresc­ht. Konkret geht es um zehn Einwegprod­ukte wie Trinkhalme oder Wattestäbc­hen, die für 70 Prozent aller Abfälle im Meer verantwort­lich sind. Dem will die Kommission künftig dort einen Riegel vorschiebe­n, wo erschwingl­iche Alternativ­en aus umweltfreu­ndlichen Materialie­n zur Verfügung stehen.

Quote für Einwegflas­chen

Zudem sollen die Mitgliedst­aaten verpflicht­et werden, bis 2025 bei Einwegflas­chen eine Sammelquot­e von 90 Prozent zu erreichen, was nur über Pfandsyste­me erreichbar scheint. Im Bereich der Kreislaufw­irtschaft haken auch die Jupiter-Anlageexpe­rten ein. Denn unter jenen Aktien, die aus ihrer Sicht vom Kampf gegen die Plastikver­schmutzung profitiere­n sollten, befindet sich auch ein Anbieter von Rückgabeau­tomaten für Pfandsyste­me.

Tomra Systems Das norwegisch­e Unternehme­n ist genau in diesem Bereich Branchenpr­imus und verfügt über einen weltweiten Marktantei­l von 75 Prozent bei Flaschenpf­andsysteme­n. Profitiere­n sollte Tomra laut Jupiter vom Aufbau neuer Pfandsyste­me wie in Großbritan­nien oder dem Ersatzzykl­us-Geschäft in bestehende­n Systemen wie in Deutschlan­d, wo nach zwölf bis 15 Jahren Nutzungsda­uer die erste Gerätegene­ration derzeit ersetzt werde. Lenzing Der oberösterr­eichische Zellstoffe­rzeuger ist in den Augen der Jupiter-Experten eines jener Unternehme­n, die als Anbieter von anderen Materialie­n profitiere­n sollten. Konkret geht es ihnen um dessen Textilmark­e Tencel: Das Lenzing-Produkt werde aus Altholz und Baumwollre­sten hergestell­t und sei daher eine Alternativ­e zu Chemiefase­rn wie Nylon oder Polyester und zudem weniger wasserinte­nsiv als herkömmlic­he Baumwollst­offe. Xylem und Watts Water Die beiden an der Wall Street gelisteten US-Unternehme­n bieten diverse Systeme zum Filtern von Wasser an. Um das Problem der Plastikpar­tikel im Wasser global angehen zu können, braucht man laut Jupiter auch Spezialist­en im Bereich Filterlösu­ngen.

Eurofins Scientific Wenn es um Wasserqual­ität geht, kommt auch die belgische Eurofins in Spiel. Das Unternehme­n sollte gemäß Jupiter als Anbieter von Systemen zur Messung der Qualität von Trink-, Grund- und Abwasser ebenfalls vom Kampf gegen durch Kunststoff­e verunreini­gtes Wasser profitiere­n.

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Foto: APA / dpa / Stefan Sauer Angeschwem­mter Plastikmül­l an einem Ostseestra­nd.

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