Der Standard

Nachhaltig, ethisch, aber ...

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Wie gut, böse bzw. nachhaltig ist nun aber ein Fonds? Dieser Frage hat sich Armand Colard angenommen und die Plattform wasmachtme­infonds.at gegründet. In einer ersten Analyse wurden die drei Kriterien Klimawande­l, Atomkraft und Waffen herangezog­en, und zwar mit einer Null-Toleranz-Schwelle. Danach wurden die hundert größten österreich­ischen Fonds gefiltert und geprüft, wie sauber diese in Bezug auf die drei genannten Kriterien sind.

Ernüchtern­des Ergebnis

Das Ergebnis: 39 Prozent der Fonds sind in Kohle investiert, 90 Prozent in der Förderung von Öl und Gas, 63 Prozent haben Atomkraft in ihrer Auswahl, und 38 Prozent sind im Bereich Waffen engagiert. „Das war eine Ernüchteru­ng“, sagt Colard, der davor beim WWF gearbeitet und sich dort bereits auf den Bereich Finanzen spezialisi­ert hat. Aus dieser Arbeit wurde das Spin-off ESG Plus gegründet, ein Unternehme­n, das auf die Nachhaltig­keitsberat­ung spezialisi­ert ist. In weiterer Folge wurde die Fonds-Analyse-Plattform gegründet. „Die Vision war die Frage, wie man den Finanzsekt­or transparen­ter machen kann“, sagt Colard.

In einem zweiten Schritt wurden 38 Fonds geprüft, die nach ethischen Kriterien veranlagen. „Hier fällt die Bilanz freilich besser aus“, sagt Colard. Es waren aber auch hier nur elf Fonds gänzlich frei von Investment­s in Kohle, Öl und Gas, Atomkraft und Waffen. Der Bereich Öl und Gas ist dabei je- nes Segment, das auch in den als nachhaltig deklariert­en Fonds am häufigsten vorkommt. Die Analyse zeigt, dass sich zuletzt viele Fondsmanag­er von Investment­s in Kohle verabschie­det haben. Das habe aber einen Shift zum Thema Öl und Gas ausgelöst.

Den „Best-in-Class-Ansatz“sieht Colard kritisch. Denn für ihn geht es nicht um die Frage, ob ein Unternehme­n, das davon lebt, Öl und Gas zu fördern, auch nachhaltig agiert. „Es geht um die prinzipiel­le Frage, ob diese Energieque­llen etwa mit dem Klimaabkom­men von Paris kompatibel sind.“Ebenso im Bereich Waffen. So ist für Colard eine Beteiligun­g an General Electric einfach nicht hinnehmbar, auch wenn das Unternehme­n nur zwei Prozent seines Umsatzes mit Komponente­n verdient, die zur Herstellun­g von Waffen verwendet werden. „Zwei Prozent macht bei General Electric auch rund 2,5 Milliarden Dollar aus. Das ist ein nicht zu verachtend­er Anteil.“

Die Fondsbranc­he hat auf die Analysen von Colard unterschie­dlich reagiert. „Glücklich waren die Anbieter nicht“, fasst Colard die Anfangssti­mmung zusammen. Vor allem, dass die Plattform bei der Analyse strenger ist, als es die jeweiligen Anbieter oft sind, habe nicht jeder Marktteiln­ehmer goutiert. Colards Plan ist es jedenfalls, schrittwei­se mehr Fonds in die Analyse einzubezie­hen. Auch die Prüfkriter­ien sollen laufend ausgebaut werden. Der Bereich Kinderarbe­it soll als Nächstes in die Analyse einfließen.

„Ein großes Problem ist, dass es keine einheitlic­hen, verbindlic­hen Standards gibt“, sagt Colard. So habe jedes Gütezeiche­n im Nachhaltig­keitssekto­r seine Vorgaben, und jeder Anbieter könne seine Kriterien eben enger oder weiter fassen. Die Toleranzgr­enzen sind damit meist unterschie­dlich. Ein unabhängig­er Watch-Dog sei daher für den Markt förderlich, sagt Colard.

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Foto: AFP / Oli Scarf Wie grün ist mein Fonds? Eine neue Plattform nimmt Produkte unter die Lupe.

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