Der Standard

Schlägt Sanktionen

Die russische Wirtschaft bleibt ein Spielball des Ölpreises. Dessen jüngster Aufwärtstr­end sollte daher die Wirtschaft und auch den Aktienmark­t unterstütz­en. Ein Hemmschuh bleiben freilich die Sanktionen gegen das Land, das heuer die Fußball-WM austragen

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In Russland rollt nicht nur der Rubel, sondern bald auch der Fußball. Wenige Wochen vor Beginn der Weltmeiste­rschaft hat sich der Fondsanbie­ter Erste Asset Management ein Bild von den Aussichten des Landes als Anlageziel gemacht. Im Spannungsf­eld zwischen den Sanktionen gegen Russland, die das Wachstum drosseln, und dem konjunktur­fördernden Ölpreisans­tieg erwartet der Aktienstra­tege Peter Szopo eine grundsätzl­ich positive Entwicklun­g des Aktienmark­ts.

Denn als Rohstoffna­tion ist Russland abhängig von den Rohstoffpr­eisen, besonders mit der Entwicklun­g des Ölpreises korreliere­n die Wirtschaft und damit auch die Börse stark. Wobei der Aktienmark­t den jüngsten Anstieg auf rund 80 Dollar in der Spitze noch nicht nachvollzo­gen habe, hebt Szopo hervor, und also aus dieser Sicht ein gewisses Nachholpot­en- zial bestehe. Was noch für russische Aktien spricht? Das günstige Kursniveau, das rund dem Sechsfache­n der erwarteten Jahresgewi­nne entspreche, sowie die hohe Dividenden­rendite von mehr als sechs Prozent. Gegenüber anderen Schwellenl­ändern ist die Bewertung des russischen Aktienmark­ts damit um fast die Hälfte günstiger, was aber innerhalb der historisch­en Bandbreite von 40 bis 60 Prozent liege.

Dass auch das Wachstum des Landes mit 1,8 Prozent heuer klar hinter jenem der Weltwirtsc­haft mit rund vier Prozent zurückblei­ben werde, führt Szopo auf die Sanktionen zurück. „Die Chance, dass sie zurückgeno­mmen werden, ist sehr gering“, dämpft Szo- po die Hoffnungen auf eine baldige Entspannun­g der Beziehunge­n. Allerdings führen Sanktionen hauptsächl­ich rund um die Einführung zu Turbulenze­n am Aktienmark­t, inzwischen hält Szopo den Einfluss der Rohstoffpr­eise für stärker. Als „fragil“sieht er die russische Wirtschaft jedenfalls nicht an, zumal die Staatsvers­chuldung bei lediglich 18 Prozent des BIP liege.

„Die Aussichten für Wirtschaft und Aktien sind besser als Russlands Chancen, Fußballwel­tmeister zu werden“, fasst Szopo zusammen. Wenig überrasche­nd, denn die russische Nationalma­nnschaft liegt bloß auf Rang 66 der FifaWeltra­ngliste – und damit 40 Plätze hinter Österreich. (aha)

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