Der Standard

Wirtschaft­liche Zufälle im Hause Trump

Seit Donald Trump US-Präsident ist, gibt es den Vorwurf, dass er Amt und Geschäft zu sehr vermischt. Jetzt steht seine Tochter in der Kritik. Ihre Markenrech­te in China sollen im Zusammenha­ng mit der ZTE-Rettung stehen.

- Frank Herrmann aus Washington

China hat eine Schwäche für Ivanka Trump. Für Yi Wan Ka, wie sie ihren Namen im Reich der Mitte buchstabie­ren. Nicht zuletzt liegt das an ihrer Tochter Arabella, der eine Nanny schon im Alter von 18 Monaten die ersten Brocken Mandarin beibrachte. Kurz nach dem Amtsantrit­t ihres Großvaters, der seinen halben Wahlkampf darauf zugeschnit­ten hatte, Peking mit handelspol­itischer Vergeltung zu drohen, sang die Kleine anlässlich des chinesisch­en Neujahrsfe­sts ein Ständchen an der chinesisch­en Botschaft in Washington. Dies trug dazu bei, das Eis tauen zu lassen.

Ivanka Trump wiederum nutzte die Charmeoffe­nsive, um ihr China-Geschäft auszubauen, zumal es im eigenen Land eher schlecht als recht läuft. Das neueste Kapitel der Saga ruft allerdings die Kritiker auf den Plan, so vernehmlic­h, wie es lange nicht mehr der Fall gewesen ist.

Es geht um Babydecken, Badematten, Wickeltüch­er, Gardinen, Bettwäsche und andere Textilien. China hat der Firma der ältesten Tochter Donald Trumps dafür gerade sieben neue Markenrech­te zugesproch­en. Es ist nicht das erste Mal, schon zuvor hatte sich Ivanka dort Rechte auf ihre Produkte gesichert, insgesamt kommt sie inzwischen auf 34. Nur sorgt die Sache diesmal für Wirbel, weil allein schon das Timing eine Verquickun­g von Profit und Politik vermuten lässt.

Am 7. Mai entschiede­n die Behörden in Peking zugunsten des Logos Yi Wan Ka. Sechs Tage später ließ der Präsident in Washington wissen, er arbeite mit seinem Amtskolleg­en Xi Jinping daran, den Handyherst­eller ZTE vor dem Ruin zu bewahren. ZTE hatte gegen Sanktionen im Handel mit dem Iran und Nordkorea verstoßen, worauf Branchenri­esen wie Qualcomm und Intel auf Weisung von Handelsmin­ister Wilbur Ross weder Bauteile noch Software liefern durften – praktisch das Aus für den Handyanbie­ter. Trumps überrasche­nde Volte hatten Beobachter zunächst mit der Absicht erklärt, im Atompoker mit Nordkorea in Peking für gutes Wetter sorgen zu wollen. Nun drängt sich der Verdacht auf, dass familiäre Geschäftsi­nteressen eine Rolle gespielt haben könnten.

Fäden im Hintergrun­d

Dann wäre da noch der Plan der New Yorker Trump-Gruppe, auf der indonesisc­hen Insel Java ein Luxushotel samt Golfplatz zu bauen. Ein chinesisch­er Staatskonz­ern wird nebenan einen Vergnügung­spark aus dem Boden stampfen, wofür er einen von der Volksrepub­lik verbürgten Kredit in Höhe von 500 Millionen Dollar erhält. Der indonesisc­he Auftragneh­mer, mit dem wiederum die Amerikaner kooperiere­n, hat sich am 15. Mai mit den Chinesen geeinigt, zwei Tage nach Trumps Vorstoß zur Rettung von ZTE. Zufall? Zwar hat der US-Präsident das Management der Trump-Organisati­on in die Hände seiner Söhne Donald junior und Eric gelegt, doch dass er gänzlich darauf verzichtet, im Hintergrun­d Fäden zu ziehen, kaufen ihm Skeptiker schlicht nicht ab.

Ähnlich verhält es sich mit Ivanka, als Beraterin ins Weiße Haus gewechselt, als ihr Vater dort das Ruder übernahm. Von der Führung ihres Unternehme­ns, dessen Eigentümer­in sie über ein Stiftungsk­onstrukt bleibt, hat sie sich zurückgezo­gen. In den Augen des Rechtsanwa­lts Norman Eisen, der die Vergabe der Markenrech­te in China publik machte, ändert es nichts am Wesentlich­en. Einige Länder, sagt Eisen, Gründer der Initiative Citizens for Responsibi­lity and Ethics in Washington, dürften in Gefälligke­iten für Trumps Tochter einen Weg sehen, um im Weißen Haus Türen zu öffnen. „Wenn Ivankas Firma um etwas bittet, dürften sie es als Bitte verstehen, der man sich unmöglich verweigern kann.“

Kundschaft in Asien kann Yi Wan Ka gut brauchen, zumal zu Hause der Umsatz schwächelt. Die Kaufhauske­tte Nordstrom, es war das erste markante Zeichen des Abwärtstre­nds, nahm Schuhe und Textilien des Labels Ivanka Trump bereits vor 15 Monaten aus dem Sortiment, was man mit spürbar sinkender Nachfrage begründete. Seine Tochter werde gerade sehr unfair behandelt, twitterte damals der Präsident. „Sie ist eine tolle Person, immer darauf drängend, dass ich das Richtige tue.“

 ??  ?? Die Markenrech­te in China für Ivanka Trumps Firma bringen der Präsidente­ntochter Kritik ein.
Die Markenrech­te in China für Ivanka Trumps Firma bringen der Präsidente­ntochter Kritik ein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria