Der Standard

EU-Parlament will viel höheres Budget

Abgeordnet­e legen Latte hoch: 1,3 Prozent des BNE für EU-Töpfe

- Thomas Mayer aus Straßburg

Das Europäisch­e Parlament legt am Mittwoch seine Position in der umstritten­en Frage des mittelfris­tigen EU-Budgetrahm­ens (MFF) für die Periode von 2021 bis 2027 fest. Anders als den Regierunge­n einiger Mitgliedst­aaten (unter anderem Österreich), die auf Reformen und ein Sparbudget drängen, greifen die bisherigen Vorschläge der EU-Kommission den Abgeordnet­en zu kurz.

Die Parlamenta­rier verlangen eine deutliche Aufstockun­g des Budgets, von derzeit knapp einem Prozent des Bruttonati­onaleinkom­mens (BNE) auf 1,3 Prozent. Budgetkomm­issar Günther Oettinger hatte Anfang Mai einen Ansatz vorgelegt, wonach als Haushaltsb­asis 1,114 Prozent des BNE festgelegt werden sollten, in absoluten Zahlen 1279 Milliarden Euro, verteilt auf sieben Jahre.

Das würde in der Lesart des Haushaltsk­ommissars bedeuten, dass es sowohl bei den Agrarförde­rungen wie bei der Förderung ärmerer Gebiete zu Kürzungen um jeweils sechs Prozent kommen müsste. Im Gegenzug würden in den Schutz der EUAußengre­nzen, die gemeinsame Sicherheit­spolitik sowie in Forschung, Infrastruk­tur und Bildung im nächsten Budgetrahm­en um dutzende Milliarden Euro mehr Geld fließen.

In einer Plenardeba­tte dazu forderte Oettinger die Abgeordnet­en dazu auf, in ihren Heimatstaa­ten mehr Überzeugun­gsarbeit zu leisten. Er kündigte zugleich an, dass die jüngsten EU-Mitgliedst­aaten in Osteuropa mit deutlichen Kürzungen aus den Kohäsionsf­onds rechnen müssten, nicht zuletzt als Folge der starken EU-Subvention­ierung und guten Wachstums. Umgekehrt würden auch aufgrund neuer Kriterien bei der Mittelverg­abe die südlichen Länder wieder mehr profitiere­n, weil Arbeitslos­igkeit, Migrations­druck und Umweltmaßn­ahmen zu Vergabekri­terien würden. Dazu hat die Kommission am Dienstag eine Modifizier­ung der Fondsverga­ben vorgelegt.

Kritik an Zahlenspie­lchen

Viele Parlamenta­rier übten – je nach Interessen­lage – scharfe Kritik an Oettinger. Die EU-Skeptiker von rechts wollen weniger Mittel für die EU. Vertreter der weiteren Integratio­n verweisen auf die Notwendigk­eit, die EU besser auszustatt­en, pochen auf ehrgeizige­re Budgets. Dazwischen erstreckt sich ein weites Feld nationaler oder ideologisc­her Interessen.

An Oettinger wird auch kritisiert, dass die Kommission Zahlen vorlege, die dem zu erwartende­n Wirtschaft­swachstum nicht entspräche­n. Die Kürzungen bei Agrar- und Regionalfö­rderung würden deutlich höher ausfallen als angegeben, bis zu 15 Prozent bei der GAP, zehn Prozent bei der Kohäsion.

Am Mittwoch wird das Plenum eine Resolution verabschie­den und ihren Budgetrahm­enwunsch untermauer­n. Die Erhöhung auf 1,3 Prozent des BNE habe „keine Chance“, sagte Oettinger. Die Schlacht um die EU-Förderunge­n hat begonnen.

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