ORF-Chefredakteur bat um „Vitamin B“
Redakteure verlangen von Wrabetz mehr Mitwirkungsrechte
Wien – Die ORF-Redakteure verlangten Dienstag in einer Resolution an Generaldirektor Alexander Wrabetz mehr Mitwirkungsrechte bei der Bestellung von Führungskräften. Wrabetz hat diese Stärkung 2016 angekündigt. Diese Rechte könnten „dem Anschein von Bestellungen nach politischen Wünschen entgegenwirken“, heißt es in der Resolution.
Die Ablöse von Fritz Dittlbacher als TVChefredakteur finden die Redakteure „unverständlich“. Die Funktion hat Wrabetz ersetzt durch je einen Chefredakteur für ORF 1 und ORF 2. Dittlbacher bewarb sich für ORF 2, erhielt die weitaus meisten Stimmen in der Redakteursversammlung. Das Votum bindet den ORF-General nicht, er bestellte Matthias Schrom, bisher ZiB- Innenpolitikredakteur. Die FPÖ unterstützte sein Avancement. Schrom stellte sich Dienstag erstmals als neuer Chefredakteur den Fragen der Kollegen.
Der Tiroler Blogger Markus Wilhelm veröffentlichte auf dietiwag.org Mails von Schrom an einen ÖVP-nahen PR-Agenturchef über Karrierehilfe und „Vitamin B“für Schrom.
Der Mailverkehr mit dem in Tirol gut vernetzten PR-Agenturchef Georg Hofherr datiert aus dem Jahr 2007. Damals ist Schrom Chef vom Dienst bei Wien heute. Und er will Chefredakteur werden – vorerst im ORFLandesstudio Tirol. Er hat den 2007 angetretenen Landesdirektor Kurt Rammersdorfer schon dazu kontaktiert und will sich „auf jeden Fall bewerben“. Falls der „Wunschtraum CR“, also Chefredakteur, nicht klappt, will Schrom als „Plan B“zur Zeit im Bild. Er bittet den befreundeten PR-Agenturchef um „Vitamin B“beim damaligen Infodirektor und Tiroler Landesdirektor.
Der ORF dazu: Die Mails hätten „nachweisbar keine Auswirkungen auf die erwähnten Bestellungen, und schon gar nicht auf die aktuellen. Matthias Schrom ist langjähriger journalistischer ORF-Profi, dessen fachliche Qualifikation auch von ORF-Kritikern unbestritten ist.“(fid)